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Kompressionsstrümpfe verhindern postthrombotisches Syndrom, aber nicht Rezidiv-Beinvenenthrombosen

Das Bandagieren der Beine oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen nach akuter Beinvenenthrombose ist weit verbreitet. Die Langzeiteffektivität ist aber schlecht dokumentiert. D.P.M. Brandjes et al. aus Amsterdam berichten im Lancet (1997, 349, 759) über eine monozentrische Studie mit mindestens fünfjähriger Nachbeobachtung. 194 Patienten/innen mit erstmaliger Beinvenenthrombose (V. poplitea und höher) konnten in eine randomisierte Studie eingeschlossen werden. Sie wurden initial mindestens 5 Tage lang mit Heparin behandelt und anschließend mindestens 3 Monate lang mit Cumarinen antikoaguliert. 2 oder 3 Wochen nach Symptombeginn wurde bei der Hälfte der Patienten (randomisiert) mit einer Kompressionsstrumpf-Behandlung begonnen, die mindestens 2 Jahre lang durchgehalten werden mußte (Gruppe I). Viele Patienten benutzten die Strümpfe länger. Die Strümpfe wurden nachts abgelegt. Die Kontroll-Gruppe (Gruppe II) trug keine Kompressionsstrümpfe. Die Strümpfe wurden individuell angefertigt; ihr Druck auf Fessel und Wade war standardisiert. Die Patienten wurden alle 3 Monate, zuletzt nach 5 Jahren nachuntersucht.

Wichtigste Ergebnisse: 73 Patienten von 96 in Gruppe I und 80 von 98 in Gruppe II durchliefen die gesamte Studie. 19 in Gruppe I, aber 46 (!) in Gruppe II entwickelten ein leichtes bis mittelschweres Postthrombotisches Syndrom (PTS). Ein schweres PTS trat 11mal in Gruppe I und 23mal in Gruppe II auf. Fast alle PTS (in beiden Gruppen) entwickelten sich bereits in den ersten 2 Jahren nach akuter Thrombose und nicht erst, wie häufig angenommen, im Laufe von 5 bis 10 Jahren. 14% der Patienten der Gruppe I und 13% der Gruppe II erlitten während der Nachbeobachtungszeit eine durch Venographie, Ultraschall oder Szintigraphie gesicherte Rezidivthrombose im gleichen Bein.

Fazit: Diese wertvolle Studie mit langer Nachbeobachtungszeit beweist, daß das mindestens zweijährige Tragen von Kompressionsstrümpfen nach akuter Beinvenenthrombose die Häufigkeit des Postthrombotischen Syndroms um ca. 50% senken kann. Rezidivthrombosen werden nicht verhindert.