Ist zur
prophylaktisch wirksamen Hemmung der Thrombozyten bei Therapie mit
nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID) die gleichzeitige Gabe von ASS
erforderlich? Wir waren in einer Leserbriefbeantwortung (AMB 1997, 31,88c) davon ausgegangen, daß die gleichzeitige Gabe nicht erforderlich bzw.
"sinnlos" sei, weil schon durch Diclofenac die Plättchen gehemmt
würden.
Dagegen hat es mit
pharmakokinetischer und pharmakodynamischer Begründung Widerspruch gegeben.
NSAID haben eine kurze Halbwertzeit der Wirkung auf die Thrombozyten. Auch ist
die Wirkung im Gegensatz zu der von ASS reversibel (1). Es gibt aber auch
Untersuchungen, die zeigen, daß die Plättchenhemmung durch Diclofenac mehr als
zwei Tage nachweisbar ist (2, 4). Darüber hinaus gibt es Befunde, daß
Diclofenac nach akutem Myokardinfarkt in einer Dosis von 25 mg eine deutliche
Plättchenhemmung bewirkt (3). Es liegen aber keine Untersuchungen über die
prophylaktische Wirksamkeit von NSAID zur Verhütung arterieller Thromboembolien
vor. Die Wirksamkeit von ASS ist dagegen in vielen Studien nachgewiesen. Es ist
daher wohl nicht sinnlos, sondern sicherer, Diclofenac mit ASS zu kombinieren.
Allerdings ist in diesen Fällen dann die etwas bessere Plättchenhemmung gegen
den Nachteil abzuwägen, daß die Nebenwirkungen durch die Kombination zunehmen
können und die Compliance bei einer größeren Tablettenzahl abnimmt.
Literatur
- Rane, A., et al.: Clin. Pharmacol.
Ther. 1978, 23, 658.
- Cronberg, S., et al.: Scand. J.
Haematol. 1984, 33, 155.
- Viigimaa, M., et al.: Ups. J. Med.
Sci. 1994, 99, 131.
- Raineri-Gerber,I., und von Felten,
A.: Schweiz. Med. Wschr. 1991, 121, 783.
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