Das Research
Committee der British Thoracic Society stellte fest, daß nach einer vierwöchigen
Antikoagulation wegen tiefer Beinvenenthrombose, Lungenembolie (oder beiden)
mehr Rezidive beobachtet werden als nach einer Antikoagulation für drei Monate
(1, 2). Die schwedische Duration of Anticoagulation-Studie (DURAC 1) zeigte,
daß nach Antikoagulation für sechs Monate sich weniger Rezidive ereignen als
nach Antikoagulation für sechs Wochen (2, 3). Patienten mit vorübergehendem
Risiko sollten eher kürzer antikoaguliert werden, Patienten mit lebenslang
anhaltend erhöhtem Risiko oder idiopathischer Thrombose eher länger. Nach dem
ersten Rezidiv ist eine lebenslange Antikoagulation indiziert (DURAC II; 4, 5).
Zu dem wichtigen
Thema Dauer der Antikoagulation erschien nun im N. Engl. J. Med. eine Studie
einer bekannten kanadischen Arbeitsgruppe (6). Es wurden Patienten mit
idiopathischer Beinvenenthrombose entweder drei Monate oder ”lebenslang"
mit Antikoagulanzien behandelt. Eingeschlossen wurden 162 Patienten, die
bereits drei Monate antikoaguliert worden waren (INR: 2-3). 83 Patienten wurden
danach mit Plazebo weiterbehandelt, 79 mit Warfarin. Nach einer mittleren
Nachbeobachtungszeit von zehn Monaten wurde die Untersuchung abgebrochen, weil
eine Zwischenanalyse ergeben hatte, daß 17 der mit Plazebo behandelten
Patienten ein Rezidiv erlitten hatten im Vergleich zu nur einem unter Warfarin.
Bei drei Patienten in der Warfarin-Gruppe kam es jedoch zu einer bedeutsamen
Blutung, in der Plazebo-Gruppe zu keiner.
Ein
Editorial im selben Heft (7) führt aus, daß Patienten mit idiopathischer
Thromboembolie offenbar eine genetisch bedingte Neigung zu Thrombosen haben.
Die Aggressivität dieser Thrombophilie ist von Mensch zu Mensch jedoch
unterschiedlich. Möglicherweise ist es in Zukunft mit einer Genanalyse möglich,
den Schweregrad einer Thrombophilie abzuschätzen, um somit eine rationale
Grundlage für Dauer und Intensität der Antikoagulanzien-Therapie zu erhalten.
Fazit: Patienten mit
idiopathischer Thromboembolie sollten länger als drei Monate mit
Antikoagulanzien behandelt werden.
Literatur
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Research
Committee of the British Thoracic Society: Lancet 1992, 340, 873.
-
Schulman, S., et
al. (DURation of AntiCoagulation after venous
thromboembolism = DURAC): N. Engl. J. Med. 1995, 332, 1661.
-
AMB 1995, 29,
61.
-
Schulman, S., et
al. (DURAC II): N. Engl. J. Med. 1997, 336, 393.
-
AMB 1997, 31, 21.
-
Kearon, C., et
al.: N. Engl. J. Med. 1999, 340, 901.
-
Schafer, A.I.:
N. Engl. J. Med. 1999, 340, 955.
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