Bisher vorliegende
Studien konnten die Frage, ob nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) bei
Helicobacter-pylori(H.p.)-positiven Patienten häufiger als bei H.p-negativen zu
peptischen Ulzera führen, nicht klar beantworten. Im Lancet erschienen kürzlich
eine Originalarbeit von F.K.L. Chan et al. aus Hong Kong (1), eine Metaanalyse
von J.-Q. Huang et al. aus Kanada (2) und ein Kommentar von R.E. Pounder aus
London (3), die das additive oder potenzierte Risiko von NSAID und H.p.-positivem
Status eindeutig bejahen.
Chan et al. führten
eine randomisierte Studie an 100 Arthritispatienten durch, die unter
Dyspepsie-Beschwerden litten oder früher Ulzera gehabt hatten und die aus einer
Gesamtzahl von 210 Patienten aufgrund eines H.p.-positiven Atemtests ausgewählt
worden waren. Sie erhielten entweder eine einwöchige
Eradikations-Tripel-Therapie mit Omeprazol und Antibiotika (Gruppe 1) oder
Omeprazol plus Plazebo (Gruppe 2). Alle Patienten waren vor der Studie
NSAID-frei, bedurften aber einer längerfristigen NSAID-Therapie und erhielten
daher in der Studie 6 Monate lang 100 mg Diclofenac/d ("Slow
release").
Nach dieser Zeit
oder wenn starke Dyspepsie oder eine obere gastrointestinale Blutung eintraten,
wurden die Patienten gastro/duodenoskopiert. 5 der 51 (12,1%) eradizierten und
15 der 49 (34,4 %) mit Plazebo behandelten Patienten hatten Ulzera (p =
0,0085). Die Rate komplizierter Ulzera war 4,2% bzw. 27% in den Gruppen 1 bzw.
2 (p = 0,0026).
Die Metaanalyse von
Huang et al. erfolgte aus 25 methodisch validen Publikationen, die aus
insgesamt 463 Artikeln herausgefiltert worden waren. Bei 1625 NSAID-Benutzern
waren unkomplizierte Ulzera, wenn sie H.p.-positiv waren, signifikant häufiger
(41,7%) als bei H.p.-Nagativen (25,9%). Insgesamt erhöhte H.p.-Positivität die
Inzidenz von Ulzera bei chronischem NSAID-Gebrauch um den Faktor 3,5, während
andererseits NSAID-Gebrauch bei H.p.-Positiven die Ulkushäufigkeit um den
Faktor 3,55 steigert. Es wurde errechnet, daß die Wahrscheinlichkeit von Ulzera
bei H.p.-Positiven, die auch NSAID nehmen, um den Faktor 61 größer ist als bei
bisher gesunden H.p.-Negativen, die keine NSAID benutzen.
Die Ergebnnisse
werden von R.E. Pounder im Hinblick auf Konsequenzen für die Praxis kommentiert
(3). Er empfiehlt, Patienten, die einer Langzeittherapie mit NSAID sicher
bedürfen, von Anfang an parallel mit Protonenpumpen-Hemmern oder Misoprostol zu
behandeln und einen H.p.-Test zu machen. Bei Positivität sollten die Patienten
sicherheitshalber eine Eradikationstherapie erhalten, aber auch bei
H.p.-Negativität weiterhin eine säurereduzierende Therapie durchführen.
Alternativ empfiehlt er einen Versuch mit den neuen COX-2-selektiven NSAID,
wenn sie für den Patienten bezahlbar sind.
Fazit: H.p.-Infektion der
Magenschleimhaut und chronischer NSAID-Gebrauch sind additive oder sogar
superadditive Risikofaktoren für unkomplizierte und komplizierte
Magen/Duodenal-Ulzera. Die Indikation zur Langzeittherapie mit NSAID, auch
Azetylsalizylsäure, sollte deshalb mit großer Zurückhaltung gestellt und bei
deren Unvermeidbarkeit eine Ulkusprophylaxe durchgeführt werden.
Literatur
-
Chan, F.K.L., et
al.: Lancet 2002, 359, 9.
-
Huang, J.-Q., et al.: Lancet 2002, 359, 14.
-
Pounder, R.E.:
Lancet 2002, 359, 3.
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