Zum Grundstudium
des Problems verweisen wir auf unseren Hauptartikel im Märzheft 2001 (1) und
auf die vorstehende Kleine Mitteilung über HERS II (2).
Die Women´s Health
Initiative (WHI-Studie) wurde begonnen, da methodisch begründete Skepsis
bestand gegenüber epidemiologischen Studiendaten, die dafür sprachen, daß eine
Langzeit-Einnahme von Östrogenen/(Gestagenen) zur Primärprävention
kardiovaskulärer Ereignisse geeignet ist. Insgesamt 16608 weitgehend gesunde
Frauen wurden in 40 poliklinischen Zentren für eine Präventionsstudie
rekrutiert, in der primärer Endpunkt das Neuauftreten einer Koronaren
Herzkrankheit, primärer Risikopunkt die Inzidenz von Brustkrebs war.
Diese Studie bei
Frauen mit Uterus, die 0,625 mg konjugierte Östrogene/d plus 2,5 mg
Medroxyprogesteronazetat/d kontinuierlich (versus Plazebo) eingenommen hatten,
wurde von dem aufsichtführenden Komitee jetzt abgebrochen, da die vorgegebene
Risikoschranke für Brustkrebs überschritten wurde (3). Nach 5,2 Jahren wurden
die Risikoprofile (Verum versus Plazebo) festgestellt, die in Tab. 1
wiedergegeben sind. Zu beachten sind hier auch die unterschiedlichen absoluten
Inzidenzen der verschiedenen Ereignisse. In 10000 Frauenjahren ergeben sich
hochgerechnet bei Hormoneinnahme 7 KHK-Ereignisse mehr, 8 Schlaganfälle mehr, 8
Lungenembolien mehr, 8 invasive Brustkrebs-Fälle mehr, während mit 6 Fällen von
Dickdarmkrebs und 5 Schenkelhalsfrakturen weniger zu rechnen ist. Da das Ziel
der Studie eine ”Benefit-risk”-Abwägung war, wurde die Studie mit der Aussage
beendet, daß der Versuch einer kardiovaskulären Primärprävention bei bisher gesunden
Frauen nicht indiziert ist; siehe auch Kommentar von D.B. Petitti (4).
Derjenige Teil der
Studie, in dem Frauen nach Hysterektomie kontinuierlich nur mit Östrogenen
versus Plazebo im Hinblick auf Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse
untersucht werden, wird fortgesetzt, da offenbar die primär definierten
Risikoschranken nicht überschritten wurden. Die Teilnehmerinnen wurden jedoch
über die Ergebnisse des anderen Studienteils informiert.
Fazit: Diese bisher
größte doppeltblinde, randomisierte Studie zur Primärprävention
kardiovaskulärer Erkrankungen nach der Menopause bei gesunden Frauen mit
Östrogenen/(Gestagenen) zeigt, daß die Risiken die Vorteile überwiegen. Die
Behandlung von klimakterischen Beschwerden mit niedrig dosierten Östrogenen/(Gestagenen)
über wenige Jahre bei fehlenden Kontraindikationen (Thrombose- bzw.
Brustkrebs-Risiko) wird durch diese Ergebnisse kaum berührt. Der in dieser
Studie erkennbare osteoprotektive Effekt der Hormontherapie wird nur in wenigen
Hochrisiko-Fällen ein Argument für eine Langzeittherapie mit Östrogenen sein
können, da es andere wirksame Maßnahmen und Medikamente für diese Indikation
gibt.
Literatur
- AMB 2001, 35, 17.
- AMB 2002, 36, 67.
- Writing Group for the Women s
Health Initiative Investigators (WHI): JAMA 2002, 288, 321.
- Petitti, D.B.: JAMA 2002, 288, 99.
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