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Leserbrief: Apomorphin bei erektiler Dysfunktion?

Frage von Dr. J.S. aus Recklinghausen: >> Von Urologen wird zur Zeit Apomorphin (Ixense, Uprima) zur Behandlung der erektilen Dysfunktion favorisiert mit dem Hinweis auf weniger Nebenwirkungen im Vergleich zu Sildenafil (Viagra). Ist die geringere Zahl von Nebenwirkungen gesichert? <<

Antwort: >> Sildenafil ist keine harmlose Substanz. Neben Übelkeit, Kopfschmerzen, Farbensehen und anderen z.T. schwerwiegenden Störungen des Sehens kann es auch zu bedrohlichen Komplikationen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Mehr als 1000 Todesfälle sind bekannt geworden im Zusammenhang mit der Einnahme von Sildenafil, wohl ausschließlich bei Männern, die wegen Hypertonie oder Angina pectoris gleichzeitig mit Nitraten behandelt waren.

Aber auch Apomorphin ist kein unbedenkliches Medikament. Es wird in der Leitlinie ”Behandlung der erektilen Dysfunktion” (ED) der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften gleichrangig mit Sildenafil genannt (www.awmf-leitlinien.de). Es ist in Europa zu Behandlung der ED zugelassen, nicht aber in den USA. Dort hatte eine Bürgerinitiative (Public Citizen. Protecting Health, Safety and Democracy) seinerzeit in einem geharnischten Brief gegen die Zulassung erfolgreich protestiert (www.citizen.org/publications). In diesem Brief wurde nach Analyse der zur Zulassung eingereichten Studien festgestellt, daß die UAW mit steigenden Dosierungen (2-6 mg) unzumutbar zunahmen (Übelkeit 20%, Schwindel 14%, Benommenheit 11%, Erbrechen 4%, Hypotension 6% und Ohnmacht 2%.) Darüberhinaus kam eine Reihe schwerwiegender Zwischenfälle vor, z.B. Synkopen (1,4% der Probanden), auch mit Schädel-Hirn-Verletzungen. Es handelte sich dabei um insgesamt gesunde Probanden, die keine anderen Medikamente einnahmen, wenig rauchten und keinen Alkohol tranken, also nicht der Klientel entsprachen, bei der das Medikament später angewendet werden sollte. Die niedrigste zugelassene Dosierung (2 mg) war fast unwirksam. Bei dieser Dosis gab es natürlich auch wenig UAW.

Ein direkter Vergleich der UAW-Häufigkeit von Apomorphin und Sildenafil liegt nicht vor. Die Tatsache, daß Sildenafil in den USA zugelassen ist, Apomorphin aber nicht, läßt vermuten, daß Apomorphin nicht ungefährlicher ist als Sildenafil. Sicher müssen die UAW jetzt sehr sorgfältig registriert und gemeldet werden. Dies gilt ganz besonders auch für den neu auf den Markt gekommenen zweiten Phosphodiesterase-Hemmer gegen erektile Dysfunktion, Tadalafil (Cialis). Er soll deutlich länger als Sildenafil wirken, nämlich 24 h lang, wodurch möglicherweise auch die Zeit verlängert wird für das potentielle Auftreten von UAW und Wechselwirkungen. <<