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Verdacht auf Frühaborte durch nichtsteroidale Antiphlogistika bestätigt

Wir haben 2001 über eine Studie von G.L. Nielsen et al. aus Dänemark berichtet, die ergeben hatte, daß die Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) in der späteren Schwangerschaft keine erkennbaren negativen Folgen hat (1). Das Abortrisiko war jedoch deutlich erhöht, wenn diese Medikamente in der Frühschwangerschaft eingenommen worden waren. Zur Überprüfung dieses wichtigen Ergebnisses (NSAID sind häufig verordnete Medikamente, auch bei jungen Frauen) führten D.-K. Li et al. aus Kalifornien eine prospektive Kohortenstudie bei 1063 jungen Frauen des „Kaiser Permanente Care Program“ durch, bei denen kurz zuvor ein Schwangerschaftstest positiv war, und die gewillt waren, die Schwangerschaft auszutragen (2). Die Teilnehmerinnen wurden detailliert hinsichtlich der Anwendung von NSAID (ASS und Paracetamol getrennt) unmittelbar vor und während der Frühschwangerschaft interviewt. In der Folgezeit wurde der Verlauf der Schwangerschaft beobachtet.

53 Frauen hatten NSAID (außer ASS und Paracetamol) eingenommen. Bei ihnen war das Abortrisiko mit einem RR von 1,8 (Konfidenz-Intervall: 1,0-3,2) erhöht und besonders dann, wenn das Medikament um den Konzeptionstermin herum (RR: 5,8) oder länger als eine Woche eingenommen worden war (RR: 8,1).

22 Frauen hatten ASS eingenommen. Das RR für Abort war 1,6 (0,6-4,1), bei Einnahme zur Zeit der Konzeption 4,3 und bei Einnahme für länger als eine Woche 3,0. 172 Frauen hatten Paracetamol eingenommen, ohne daß das Abortrisiko dadurch erhöht wurde, auch nicht bei Einnahme um den Konzeptionstermin herum oder für mehr als eine Woche.

Hinsichtlich des Mechanismus der wahrscheinlichen Abort-Induktion durch NSAID vermuten die Autoren, daß diese Medikamente die Bildung der für die reguläre Implantation des Embryos in die Uterusschleimhaut notwendigen Prostaglandine behindern. Für die neueren Zyklooxygenase-2-Inhibitoren ist eine reduzierte fetale Überlebensrate bei Ratten und Kaninchen belegt.

Fazit: Diese wichtige Studie bestätigt den Verdacht, daß NSAID im engeren Sinne und ASS bei Einnahme um den Konzeptionstermin herum und in der Frühschwangerschaft das Abortrisiko erhöhen. Frauen, bei denen eine Schwangerschaft möglich oder in Kürze geplant ist, sollten deshalb bei gegebener Indikation nicht mit NSAID, sondern mit Paracetamol behandelt werden.

Literatur

  1. Nielsen, G.L., et al.: Brit. Med. J. 2001, 322, 266; s.a AMB 2001, 35, 30a.
  2. Li, D.-K., et al.: Brit. Med. J. 2003, 327, 368.