Wir berichten erneut über „Drug points” im British
Medical Journal: E. Farley-Hills et al. aus Indien (1) berichten über einen
63-jährigen Diabetiker ohne Alkohol- und Leber-Anamnese, der drei Monate nach
Umsetzen von dem Sulfonylharnstoff Gliclazid (Diamicron Uno®) auf das
Thiazolidindion Pioglitazon (Actos®; s.a. 2) mit einem Ikterus bei
stark erhöhten Transaminasen und Gamma-GT sowie einem Serum-Kreatinin von 455
µmol/l zur Aufnahme kam. Außer Pioglitazon nahm er seit langem den
Kalziumantagonisten Lercarnidipin (Carmen®, Corifeo®) und
seit einigen Tagen ein Cephalosporin ein. Er kam auf die Intensivstation, wo
klinisch keine Zeichen einer chronischen Lebererkrankung festgestellt wurden.
Er starb neun Tage später. Die Obduktion ergab eine stark fibrotische Leber und
eine akute Steatohepatitis. Es wird vermutet, daß Pioglitazon für letztere bei
Leberfibrose unbekannter Ursache den Anstoß gegeben hat. Einige Fälle von
Leberversagen unter dieser Substanz sind bekannt, bisher aber keine tödlichen
Verläufe. Ein Vorläufer-Medikament von Pioglitazon, Troglitazon, mußte wegen
Lebertoxizität vom Markt genommen werden (2, 3). Pioglitazon und Rosiglitazon (Avandia®)
sind weniger lebertoxisch.
S. Gasser et al. aus der Schweiz (4) berichten über
eine 47-jährige Frau mit schwerer idiopathischer pulmonaler arterieller
Hypertonie, die etwa fünf Wochen nach Beginn einer Therapie mit dem Endothelin-Rezeptor-Antagonisten
Bosentan (Tracleer®, s.a. 5; zunächst zweimal 62,5 mg, später
zweimal 125 mg/d) plus Spironolacton eine schwere hämorrhagische leukozytoklastische
Vaskulitis an den Füßen entwickelte. Zuvor und weiterhin hatte sie
kontinuierlich das Cumarinderivat Acenocoumarol (Sintrom®) sowie das
Diuretikum Metolazon eingenommen. Bosentan wurde sofort abgesetzt, die anderen
Medikamente nicht. Die Vaskulitis besserte sich langsam in den folgenden
Wochen. Eine Recherche bei der WHO ergab keine weiteren Fälle von Vaskulitis
nach Einnahme von Bosentan, hingegen nach Metolazon. Letzteres war aber längere
Zeit zuvor komplikationslos vertragen worden. Die Autoren vermuten, daß in
diesem Fall von schwerer Vaskulitis eine Arzneimittelinteraktion im Spiel war.
Literatur
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Farley-Hills, E., et
al.: Brit. Med. J. 2004, 329, 429.
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AMB 2002, 36, 17.
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AMB 1999, 33, 47b.
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Gasser, S., et al.: Brit.
Med. J. 2004, 329, 430.
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AMB 2002, 36, 61.
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