Im Januar haben wir einen Übersichtsartikel zur
Aknetherapie referiert (1). Im Lancet ist kürzlich ein Artikel von niedergelassenen
und Universitäts-Dermatologen aus den englischen Midlands (2) erschienen, die bei
649 Patient(inn)en bis zum 26. Lebensjahr mit leichter bis mittelschwerer Akne
(Grad 3 oder weniger auf der Leeds-Skala; 3) fünf verschiedene orale bzw.
topische Behandlungs-Strategien miteinander verglichen haben. Initial mussten
die Teilnehmer ggf. eine 4-wöchige Behandlungspause einlegen. Die Akne musste
überwiegend das Gesicht betreffen, und es mussten mindestens je 15 entzündliche
und 15 nicht mehr entzündliche Läsionen vorhanden sein. Vor und nach Therapie
wurde der Aknestatus von gut geschulten Untersuchern dokumentiert. Auch die
Patient(inn)en selbst mussten auf einer Skala den Grad der Veränderung unter der
Therapie beurteilen. Die Studie war doppeltblind ohne eine reine Plazebo-Gruppe.
Folgende Behandlungen wurden untersucht (jeweils für 18 Wochen):
1.
Zweimal täglich 500 mg Oxytetracyclin
oral plus zweimal täglich Plazebo-Hautcreme
2.
Einmal täglich 100 mg Minocyclin
plus zweimal täglich Plazebo-Hautcreme
3.
Einmal täglich orales Plazebo
plus zweimal täglich topisch 5% Benzoylperoxid-Gel
4.
Einmal täglich orales Plazebo
plus zweimal täglich topisch 5% Benzoylperoxid und (in gleichem Gel oder gleicher
Creme) 3% Erythromycin
5.
Einmal täglich orales Plazebo
plus 2% Erythromycin-Creme morgens und 5% Benzoylperoxid-Gel abends
Die Packungen der Tabletten und der topischen
Medikamente und deren Plazebos sahen zum Teil verschieden aus. Die Patient(inn)en
durften den Untersuchern nichts über das Aussehen ihrer Packungen mitteilen.
Nach 18 Wochen war die Akne vulgaris mäßig oder
entschieden besser bei 55% der Patient(inn)en in Gruppe 1 (Oxytetracyclin
oral), bei 54% in Gruppe 2 (Minocyclin oral), bei 60% in Gruppe 3
(Benzoylperoxid topisch), bei 66% in Gruppe 4 (topisches Benzoylperoxid und
Erythromycin in gemeinsamer Applikation) und bei 63% in Gruppe 5 (topisches
Erythromycin und Benzoylperoxid getrennt). Der Therapieeffekt war im
Durchschnitt nach sechs Wochen besser als nach 18 Wochen.
Vor und während der Studie wurden Hautabstriche auf
Tetracyclin-resistente Propionibakterien untersucht. Es zeigte sich, dass nur
in den Gruppen 1 und 2 (orale Tetracycline allein) der Therapierfolg der Behandlung
bei bakterieller Resistenz schlechter war als bei Antibiotika-Empfindlichkeit
der Keime.
UAW in Form von Übelkeit und Kopfschmerzen waren in
den ersten sechs Wochen häufiger als nach 12 Wochen und betrafen meist die
Gruppen 1 und 2. Einige Patient(inn)en der Gruppen 1 und 2 hatten
muskuloskelettale UAW. Hautreizungen und besonders Hauttrockenheit traten
häufiger bei topischer Therapie auf, besonders in Gruppe 3.
Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass
topisches Benzoylperoxid nicht weniger wirksam ist als die topische Kombination
mit Erythromycin, während beide topische Therapien mindestens so wirksam sind
wie systemische Tetracycline, deren Effektivität durch häufige bakterielle
Resistenz beeinträchtigt wird. Sie empfehlen, sechs Wochen nach Therapiebeginn
bei geringer Wirksamkeit die Behandlungsstrategie zu ändern. Topisches Benzoylperoxid
kostet nur etwa 8% einer systemischen Therapie mit Minocyclin.
Fazit: Bei
leichter bis mittelschwerer Akne vulgaris ist topisches Benzoylperoxid mindestens
so wirksam wie orale Tetracycline. Ihre Wirksamkeit wird oft durch bakterielle
Resistenz (Propionibacterium acnes) begrenzt, und sie verursachen auch mehr UAW.
Die topische Behandlung mit Benzoylperoxid ist die kosteneffektivste unter den
verglichenen Therapie-Regimen.
Literatur
-
AMB 2005, 39, 2.
-
Ozolins, M., et al.:
Lancet 2004, 364, 2188.
-
Burke, B.M., und Cunliffe,
W.J.: Brit. J. Dermatol.1984, 111, 83.
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