Im Januar 1967 erschien die erste Ausgabe des
ARZNEIMITTELBRIEFS. Der Berliner Allergologe H. Herxheimer hatte die damals
revolutionäre Idee, Ärzte, Apotheker und Studenten Industrie-unabhängig über
Arzneimittel zu informieren, von seinem Sohn Andrew übernommen. Dieser hatte bereits
1962 in London das Drug and Therapeutic Bulletin gegründet und sehr erfolgreich
etabliert. Mit M. Schwab (Internist) und H.-W. Spier (Dermatologe) fand er zwei
weitere unabhängig denkende Professoren der Freien Universität Berlin, die das
Projekt befürworteten und als Mitherausgeber jahrelang unterstützten. Der
Westkreuz-Verlag übernahm Herstellung, Werbung und Vertrieb und ist mit der
Erfolgsgeschichte des Blattes seither eng verbunden.
Die heutigen Herausgeber und die Mitglieder der
Redaktion sind wissenschaftlich ausgewiesen und alle im Hauptberuf in
verantwortlicher Position tätige Ärzte. Daher ist der ARZNEIMITTELBRIEF besonders
an der Praxis orientiert. Das zeigt sich in der Auswahl der Themen und in der
Bewertung aktueller Entwicklungen in der Pharmakotherapie. D. von Herrath ist
Nephrologe, W. Thimme Kardiologe, W.-D. Ludwig Hämatologe und Onkologe, W.
Oelkers Endokrinologe, T. Schneider Gastroenterologe und Infektiologe, J.
Schuler Kardiologe, M. Döring Hausarzt/Internist und A. Michalsen Kardiologe (Prävention/Rehabilitation).
Das Redaktionsteam recherchiert die Themen und schreibt die Texte überwiegend
selbst oder beauftragt in besonderen Fällen Spezialisten. So können wir unseren
Lesern eine fachlich abgestimmte Auswahl von Themen und verständlich
geschriebene Texte mit evidenzbasierter, praxisrelevanter und unabhängiger
Beurteilung anbieten.
Unabhängigkeit verpflichtet zur Kritik, die sich diejenigen
nicht leisten können, die primär Werbeeinnahmen oder Drittmittel im Auge haben.
Die meisten großen Studien zur Wirksamkeit von Arzneimitteln werden von den
Herstellerfirmen unterstützt. Wir analysieren, ob bei Konzeption, Durchführung
und Auswertung solcher Studien das Testpräparat bevorzugt wird und berücksichtigen
dies bei der Beurteilung der Daten. Mit besonderer Wachsamkeit berichten wir auch
über die unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die aus Marketinginteressen
häufig bewusst ausgeblendet oder unter den Teppich gekehrt werden. Auch die
Preise der Arzneimittel halten wir für ein wichtiges Thema, denn es ist ärztlich
nicht zu rechtfertigen, an einer Stelle unnötig Geld auszugeben, das dann an
anderer Stelle fehlt. Wir beteiligen uns auch, soweit möglich, an Versuchen,
den nationalen und europäischen Gesetzgeber zu verbraucherfreundlicher
Gesetzgebung zu bewegen, z.B. Veröffentlichung von Studienregistern und Nebenwirkungsdateien,
keine Werbung bei Laien für verschreibungspflichtige Medikamente, Zulassung für
Arzneimittel erst nach vergleichender Testung, Kennzeichnung neuer und in ihren
Risiken nicht genau bekannter Arzneimittel. Die Initiative für solche
Aktivitäten und viele andere Anregungen gehen von der International Society of
Drug Bulletins (ISDB) aus, in der der ARZNEIMITTELBRIEF Mitglied ist. Zusammen
mit arznei-telegramm und Pharma-Brief, ebenfalls Mitglieder der ISDB, geben wir
seit 2005 das unabhängige medizinische Informationsblatt für Laien „Gute Pillen
– Schlechte Pillen” heraus. Laien haben nämlich noch mehr Schwierigkeiten als
Ärzte, sich unabhängig zu informieren. Diese Lücke wollen wir schließen.
Unabhängige Laien-Information ist eine unabdingbare Voraussetzung für die partnerschaftliche
Kooperation mit einem kritischen Arzt. Viele unserer Leser haben den Start des
neuen Informationsblatts sehr erfolgreich unterstützt.
Vierzig Jahre unabhängige Arzneimittel-Information durch
den ARZNEIMITTELBRIEF - finanziert nur von unseren Lesern - zeigen, dass es
viele Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker gibt, die bereit sind,
für gute fachliche Informationen auch zu bezahlen. Sie wollen sich nicht durch
Einladungen zu Abendessen oder durch bezahlte Hotelaufenthalte verführen lassen,
eine ärztliche Fortbildung zu erhalten, die inhaltlich mit Werbung durchsetzt
ist. Unsere Leser schätzen gesundheits- und krankheitsbezogene Informationen,
die vom Arzneimittelhersteller unabhängig sind und die sie in die Lage
versetzen, ihre Patienten bestmöglich zu betreuen. Nach den Leserbriefen und
Leserbefragungen der letzten Jahre haben wir den Eindruck, dass unser Konzept der
unabhängigen medizinischen Information auch nach vierzig Jahren noch stimmt.
Dieser Idee fühlen wir uns verpflichtet, und wir sind dankbar für die gute
Resonanz und das anhaltende Interesse.
Zum Herbst 2006 laden wir zu einer
Jubiläumsveranstaltung nach Berlin ein. Das Thema soll sein: „Arzneimittel(des)informationen
– Beschreibung der Probleme an Hand von Fallbeispielen”. |