Im British Medical Journal erschien unter der Rubrik
„BMJ Learning” ein kurzer Artikel zu diesem Thema (1). Eine Blasenentzündung bzw.
-infektion betrifft überwiegend sexuell aktive Frauen und wird von ihnen oft
selbst richtig vermutet. Besteht bei den wichtigsten Symptomen, wie
Pollakisurie, Dysurie, Strangurie, evtl. Makrohämaturie und suprapubischer
Schmerz, kein Ausfluss aus der Vagina, dann ist die Diagnose Zystitis sehr
wahrscheinlich. Kommen Flankenschmerzen, Fieber und andere systemische Symptome
hinzu, dann liegt wahrscheinlich (neben der Zystitis) ein oberer Harnwegsinfekt
(akute Pyelonephritis oder besser: akute bakterielle interstitielle Nephritis)
vor, der immer einer bakteriologischen Diagnostik (Blut- und Urinkultur) und einer
längeren antibiotischen Therapie bedarf. Hier soll nur die unkomplizierte
Zystitis besprochen werden.
Man kann eine Urinkultur aus dem Mittelstrahlurin
anlegen und versuchen, gezielt zu behandeln, was sich besonders bei Rezidiven
oder Neuinfektionen empfiehlt. Meist ist aber eine sofortige empirische
Therapie nach Durchführung einer Urin-Stix-Diagnostik sinnvoll, da die Symptome
sehr belästigen und Bakterien aus der Gruppe E. coli die häufigsten Erreger
sind (s.a. 1).
Therapie:
Als Mittel der ersten Wahl wird Trimethoprim (z.B. zweimal 100 mg/d) für drei
oder für zwei Tage empfohlen (2). Trimethoprim ist annähernd so wirksam wie die
Kombination aus Trimethoprim plus Sulfamethoxazol (Co-trimoxazol), jedoch
werden die nicht seltenen UAW des Sulfonamids Sulfamethoxazol vermieden (2).
Die Gabe einer Einzeldosis von 100 mg oder 200 mg Trimethoprim ist weniger
sicher wirksam, kann aber als Selbstbehandlung auch versucht werden. Eine nur
in seltenen Fällen relevante Nebenwirkung von Trimethoprim bei längerer
Behandlung ist Hyperkaliämie, da die Substanz ähnlich wie Amilorid den
epithelialen Natriumkanal der distalen Nierentubuli blockiert. Trimethoprim
scheint in Deutschland kaum verordnet zu werden, da es nur ein Präparat
(Infectotrimet®) im Handel gibt. Es wird jetzt aber auch von der
AKdÄ empfohlen (2). Als Mittel der nächsten Wahl wird Amoxicillin (in der
Schwangerschaft erste Wahl) empfohlen oder Cephalexin, nicht aber Fluorochinolone.
Bei Persistenz der Symptome sollte eine Urinkultur angelegt und gezielt
antibiotisch für mehr als drei Tage behandelt werden. Für die empirische
antibakterielle Therapie ist es generell hilfreich, wenn die örtliche Resistenzlage
bakterieller Erreger von Harnwegsinfekten bekannt ist.
Prophylaxe:
Frauen, die mehr als dreimal im Jahr eine Zystitis haben, sollten nichtmedikamentöse
und medikamentöse prophylaktische Maßnahmen erwägen. Eine Einzeldosis von
Trimethoprim (200 mg) nach dem Geschlechtsverkehr kann ein Rezidiv verhindern.
Sowohl das Brit. Med. J. als auch die AkdÄ empfehlen einen Prophylaxeversuch
mit Preißelbeersaft (3). Die Evidenz bleibt trotzdem unklar.
Häufige Zystitiden sowie eine dauerhafte oder häufige
asymptomatische Bakteriurie sollten Anlass für eine urologische Untersuchung
mit der Frage nach ursächlichen Faktoren sein. Eine asymptomatische Bakteriurie
bedarf in der Regel, außer in der Schwangerschaft und eventuell bei
Diabetikerinnen, keiner Behandlung, da die Prognose günstig ist.
Fazit: Die
nebenwirkungsarme Kurzzeittherapie der akuten unkomplizierten Zystitis jüngerer
Frauen mit Trimethoprim (statt mit klassischen Antibiotika) sollte auch in
Deutschland vermehrt angewendet werden.
Literatur
-
Car, J.: Brit. Med. J. 2006, 332, 94.
-
AMB 2005, 39, 69a.
-
Arzneiverordnungen. Hrsg.: AkdÄ.
Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2006. 21. Auflage, S. 1018.
-
Jepson, R.G., et al.: Cochrane Database Syst. Rev. 2004;(2):CD001321.
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