Im Oktober ist der
Arzneiverordnungs-Report (AVR) 2006 vorgestellt worden (1). Man kann aus ihm
das Verordnungsverhalten der Ärzte bei Patienten der gesetzlichen
Krankenversicherung ersehen. Wie in jedem Jahr wird an Hand der Daten darauf
hingewiesen, dass es erhebliche Einsparmöglichkeiten gibt, wenn mehr Generika
und weniger Analogpräparate verordnet würden. Die fünf Substanzen mit den
größten Einsparmöglichkeiten (in Mio. EUR) durch Verordnen von Generika sind:
Metoprolol (67,5), Omeprazol (52,0), Enalapril (38,6), Amlodipin (34,1) und
Levothyroxin (33,7). Die fünf Substanzgruppen auf dem Markt der Analogpräparate
mit den höchsten Einsparpotenzialen sind Opioidanalgetika (282,4),
Protonenpumpen-Hemmer (246,7), Betarezeptoren-Blocker (128,8),
Dihydropyridin-Kalziumantagonisten (127,3) und Statine (121,3).
Diese Zahlen ergeben sich für ganz
Deutschland. Sie sind unvorstellbar hoch. Lokale Daten werden vielleicht eher
als ein Spiegel des eigenen Verordnens empfunden und damit eher zur persönlichen
Herausforderung, die Verschreibungsgewohnheiten zu überdenken. Daher informieren
wir Sie im Folgenden über Zahlen der Barmer Ersatzkasse in Berlin. Die
Schwerpunkte sind zwar andere, das Prinzip ist aber dasselbe.
Das Preisgefüge hat sich in den letzten
Monaten erheblich verändert. Durch das
Arzneimittelversorgungswirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) sind viele Medikamente
erheblich preiswerter geworden. Die Einsparpotenziale müssten also neu
berechnet werden. Aber auf die genauen Zahlen kommt es nicht so sehr an, denn das
Phänomen hat sich nicht geändert: Es wird immer noch viel Geld verschwendet für
angeblich bessere Wirkungen neuer Medikamente. Von den Marketingstrategen der
Pharmafirmen wird der Fortschritt mit allen Methoden der verführenden Werbung
behauptet, ohne dass es dafür Evidenz gibt.
Wir sind davon überzeugt, dass sich unsere Leser mit
ihren Verordnungen rationaler verhalten. Die Hälfte der Leser des
ARZNEIMITTELBRIEFS sind z.B. Krankenhausärzte. Die hier wiedergegebenen Zahlen
gelten aber nur für die niedergelassenen Ärzte. Wie kann man das
Verordnungsverhalten der Krankenhausärzte erfassen und welche Probleme gibt es
da? Warum werden in den Arztbriefen oft überteuerte Me-too-Präparate für die
ambulante Weiterbehandlung empfohlen? Verhalten sich Abteilungen, in denen der ARZNEIMITTELBRIEF
abonniert ist anders als solche, in denen er nicht bekannt ist? Wir sind der
Meinung, unsere Leser verordnen medizinisch und wirtschaftlich rationaler als
andere. Wie kann man das aber nachweisen? Könnten wir z.B. aus eingesandten
anonymisierten „Arzneimittel-Frühinformationen für Vertragsärzte” etwas
ableiten? Würden Sie sich an einer solchen Erhebung beteiligen? Es wäre sicher gut
für das Image der Ärzte (und des ARZNEIMITTELBRIEFS), wenn Arztgruppen
beschrieben werden könnten, die sich mehr als andere um rationale und
wirtschaftliche Arzneitherapie bemühen.
Wir würden uns freuen, wenn Sie sich zu diesen methodischen
Fragen per Fax oder E-Mail äußern.
Literatur
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Schwabe, U., und Paffrath, D.:
Arzneiverordnungs-Report 2006. Springer, Berlin, Heidelberg, New York.
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