Antibiotika
gehören zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln in den USA und
Europa. Man schätzt, dass bei 16% aller Vorstellungen beim Hausarzt Antibiotika
verschrieben werden (1). In den USA gibt die Pharmaindustrie mehr als eine
Milliarde Dollar pro Jahr für die Antibiotika-Werbung aus (2). Über die mit
Antibiotika verbundenen Probleme, wie Resistenzentwicklung und Zunahme der Clostridium-difficile-assoziierten
Diarrhö, haben wir berichtet (vgl. 3). Die kurzfristigen UAW von Antibiotika
werden als eher milde und selten eingestuft. Ob diese Einschätzung richtig ist,
wurde in einer kürzlich publizierten Studie überprüft (4). Hierfür wurde ein
Meldesystem (NEISS-CADES) genutzt, das in den USA UAW erfasst (4).
In
dieses Meldesystem werden von trainierten Mitarbeitern an repräsentativen
Krankenhäusern die UAW ambulant verschriebener Medikamente eingegeben, die zu
einer Vorstellung in der Notaufnahme eines Krankenhauses geführt haben. Details
des Systems sind an anderer Stelle beschrieben (5). Für die hier zu
besprechende Untersuchung wurden speziell die UAW von Antibiotika vom 1. Januar
2004 bis 31. Dezember 2006 erfasst. Dabei wurden nur systemisch, nicht dagegen
topisch angewandte Antibiotika berücksichtigt. Anhand der real ermittelten „Fälle”
wurde dann eine Gesamtzahl solcher Ereignisse für die verschriebenen
Antibiotika in den USA pro Jahr berechnet. Dabei ergab sich, dass in den
Rettungsstellen der Krankenhäuser in den USA mit 142 505 Vorstellungen pro
Jahr wegen Antibiotika-UAW gerechnet werden muss. Dies entspricht einem Anteil
von 19,3% an allen Vorstellungen wegen UAW in den Rettungsstellen. Man konnte
aus den Zahlen weiterhin berechnen, dass es pro 1000 ambulanten Antibiotika-Verschreibungen
zu einer UAW kommt, die zur Vorstellung in einer Krankenhausnotaufnahme führt.
Damit liegen Antibiotika-UAW zwar 50% unter den als Hochrisiko-Medikamente
eingestuften Arzneimitteln, wie Phenprocoumon/Warfarin, Insulin oder Digoxin,
aber dreimal höher als z.B. ASS, Clopidogrel, Metformin, Phenytoin oder Lithium
(6). Die häufigsten Ursachen für die Vorstellung waren allergische Reaktionen,
gefolgt von neurologisch/psychiatrischen und gastrointestinalen UAW.
Fazit: UAW von Antibiotika führen zu vielen Vorstellungen in den Notaufnahmen
von Krankenhäusern. Eine rationale Verordnung von Antibiotika kann diese
Ereignisse minimieren.
Literatur
-
Raofi, S., und
Schappert, S.M.: Vital Health Stat. 13. 2006, 163, 1.

-
Ma, J., et al.: Clin.
Ther. 2003, 25, 1503.

-
AMB 2006, 40, 68a
und AMB
2007, 41, 63a. 
-
Shehab, N., et al.: Clin.
Infect. Dis. 2008, 47, 735.

-
Budnitz, D.S., et
al.:JAMA 2006, 296, 1858.

-
Budnitz, D.S., et. al.: Ann.
Intern. Med. 2007, 147, 755.

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