Generell Protonenpumpen-Hemmer
(PPI) bei Chemotherapie?
Frage von
Dr. B.L. aus Passau: >> Gibt es eine rationale Begründung für die
praktizierte Gepflogenheit, dass jeder Patient unter Chemotherapie eine
Prophylaxe mit einem PPI erhält oder anders formuliert: Ist das Risiko für eine
obere gastrointestinale Blutung bzw. ein gastroduodenales Ulkus unter Chemotherapie
tatsächlich erhöht? <<
Antwort:
>> Es existieren keine Empfehlungen für die generelle Verordnung von PPI
im Rahmen einer Chemotherapie. Die Entscheidung sollte individuell erfolgen und
sich an den bekannten Risikofaktoren für gastrointestinale Komplikationen
orientieren (z.B. anamnestisch bekannte Ulzera, gastrointestinale Blutungen in
der Anamnese, Kortikosteroide als Bestandteil des Chemotherapie-Protokolls bzw.
längerfristig als Antiemese, begleitende Therapie mit einem
Thrombozytenaggregationshemmer, Helicobacter-pylori-Infektion,
"Stress", Alkoholkrankheit, Manifestationen der Tumorerkrankung im
oberen GIT etc.). Auf die unerwünschten Arzneimittelwirkungen der PPI (u.a.
Infektionen mit Clostridium difficile) sind wir kürzlich ausführlich
eingegangen (1). Eine aktuelle Publikation weist darüber hinaus auf das höhere
Risiko von Pneumonien (2) unter Therapie mit PPI hin. Das ist bei immunsupprimierten
Tumorpatienten natürlich von großer klinischer Bedeutung. Eine restriktive
Haltung bei der Verordnung der PPI ist daher sehr vernünftig. <<
Literatur
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AMB 2008, 42, 49.

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Sarkar, M., et al.: Ann. Intern.
Med. 2008, 149, 391.

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