Über bakterielle Meningitiden und ihre Therapie haben wir ausführlich
berichtet (1). Die Pneumokokkenmeningitis ist in Europa und Nordamerika die
häufigste Form der bakteriellen Meningitis. Sie kann klinisch sehr schwer und
nicht selten fatal verlaufen (2). Die Einführung des heptavalenten
Pneumokokkenimpfstoffs PCV7 hat zur Reduktion von Pneumokokkeninfektionen bei
Kindern beigetragen (3). Geschützt wurden dadurch nicht nur geimpfte, sondern auch
ungeimpfte Kinder und Erwachsene. Dieses Phänomen wird als Herden-Immunität
bezeichnet und durch die reduzierte Übertragung des Erregers von geimpften auf
ungeimpfte Personen erklärt (3). Der PCV7-Impfstoff wurde 2000 in den USA
zugelassen und zur Impfung von Kindern empfohlen. 2006 erhielten
schätzungsweise 87% der Kinder zwischen 19 und 35 Monaten drei Impfdosen und
ca. 68% die vollständigen vier Impfungen. Die Wirkung der Impfung auf die Häufigkeit
der Pneumokokkenmeningitis wurde jetzt systematisch untersucht (4).
Invasive Pneumokokkeninfektionen werden über die Centers of Disease
Control and Prevention (CDC) in acht US-Bundesstaaten systematisch erfasst.
Dieses Meldesystem wurde genutzt, um die Häufigkeit der Pneumokokkenmeningitiden
vor (1998-1999) und nach Einführung des Impfstoffs (2004-2005) festzustellen.
Außerdem wurden die Serotypen aller Pneumokokkenmeningitiden erfasst, auch die,
die nicht durch den Impfstoff abgedeckt sind (Nicht-PCV7-Serotypen).
Ingesamt wurden in dem angegebenen Zeitraum 1 379
Pneumokokkenmeningitiden erfasst. Das Alter der Patienten lag zwischen zwei
Tagen und 93 Jahren. Der Median war bei Kindern 15 Monate und bei Erwachsenen
53 Jahre. Die Letalität bei Kindern betrug 8,4%, bei Erwachsenen 23,3%.
Die jährliche Inzidenz der Pneumokokkenmeningitis ging insgesamt von
1,13 auf 0,79 pro 100 000 (absolut 374 vs. 289 pro Jahr) zurück (p < 0,001).
Das entspricht einer relativen Reduktion um 30%. In der Gruppe der Kinder unter
zwei Jahren ging die Inzidenz der Pneumokokkenmeningitis um 64% und bei den
Patienten über 65 Jahren um 54% zurück. Betrachtet man die Serotypen, die durch
den Impfstoff erfasst werden, fällt die Reduktion noch deutlicher aus:
insgesamt von 0,66 auf 0,18 Erkrankungen pro 100 000 Einwohner/Jahr. Dies
entspricht einer Reduktion um 73,3%. Die nicht durch die PCV7-Serotypen verursachten
Meningitiden stiegen allerdings von jährlich 0,32 auf 0,51 pro 100 000
Einwohner. Von den isolierten Pneumokokkenstämmen waren 27,8% resistent gegen
Penicillin, 16,5% gegen Meropenem und 11,8% gegen Cefotaxim. Die recht hohe und
breite Resistenz der Pneumokokken in den USA ist beunruhigend. Gerade auf Grund
dieser Entwicklung erscheint eine ständige Optimierung und Weiterentwicklung der
Pneumokokkenimpfung sinnvoll.
Fazit: Pneumokokkenmeningitiden haben in den USA durch
die Einführung des heptavalenten Pneumokokkenimpfstoffs (PCV7) insgesamt deutlich
abgenommen. Dies spricht für die Impfstrategie. Die Studie zeigt aber auch,
dass Meningitiden durch Pneumokokken mit Serotypen, die nicht von diesem
Impfstoff abgedeckt werden, zugenommen haben. Es müssen also auch für diese
Pneumokokken-Serotypen Impfstoffe entwickelt werden.
Literatur
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AMB 2006, 40,
81.

-
Schuchat, A., et al.: N. Engl. J.
Med. 1997, 337, 970.

-
Musher, D.M.: N. Engl.
J. Med. 2006, 354, 1522.

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Hsu, H.E., et al.: N.
Engl. J. Med. 2009, 360, 244.

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