Die Lyme-Borreliose wird häufig exzessiv und sehr lange
mit zum Teil teuren Antibiotika behandelt. In den USA hat die neurologische
Fachgesellschaft die Dauer der antibiotischen Therapie bei Neuroborreliose auf
14 Tage beschränkt (1). In einer früheren Übersicht hatten wir bei
neurologischen Manifestationen der Lyme-Borreliose die i.v. Gabe von
Penicillinen oder Cefalosporinen wegen der bekannten guten Penetration der
Blut-Hirn-Schranke empfohlen (2). Es fehlten aber ausreichend klinische Daten (1).
Jetzt hat eine skandinavische Gruppe in einer prospektiven, doppeltblinden Studie
untersucht, ob Doxycyclin oral der Therapie mit Ceftriaxon i.v. nicht
unterlegen ist (3). Die orale Therapie mit Doxycyclin ist wesentlich
kostengünstiger, benötigt keinen venösen Zugang und schränkt Patienten weniger
ein. Darüber hinaus hat Doxycyclin eine gute Wirksamkeit gegen Borrelia
burgdorferi (Bb) sensu lato (4).
Die Diagnose Neuroborreliose
wurde wie folgt definiert: eines der drei folgenden Kriterien: Liquorzellzahl (Leukozyten)
> 5/µl, intrathekale Produktion von Antikörpern gegen Bb, Acrodermatitis
chronica atrophicans Herxheimer und Ausschluss anderer neurologischer
Erkrankungen. In die Studie wurden 118 Patienten mit Neuroborreliose eingeschlossen,
von denen 102 die Studie komplett beendeten. In die Ceftriaxon-Gruppe wurden 48,
in die Doxycyclin-Gruppe 54 Patienten randomisiert. Die Therapie mit Doxycyclin
erfolgte oral mit 200 mg/d, mit Ceftriaxon i.v. 2 g/d jeweils 14 Tage lang. Es
wurden insgesamt drei klinisch-neurologische Untersuchungen durchgeführt: vor
Start der antibiotischen Therapie, 13 Tage nach Therapiebeginn und vier Monate
nach Abschluss der 14-tägigen Therapie. Zu diesen Zeitpunkten wurde ein
klinischer Score erhoben, bei dem maximal 52 Punkte für objektive Befunde und
12 Punkte für subjektive Beschwerden vergeben werden konnten. Der klinische
Score lag vor Therapie im Median in beiden Gruppen bei 8,5 Punkten. Der Grad
der Besserung, gemessen an der Reduktion des klinischen Scores, war in beiden
Gruppen gleich: Median 4,5 Punkte für Doxycyclin und 4,4 Punkte für Ceftriaxon
vier Monate nach Ende der Therapie. Bei 26 Patienten (48%) in der
Doxycyclin-Gruppe und bei 16 (33%) in der Ceftriaxon-Gruppe bildeten sich alle
Symptome komplett zurück (statistisch kein Unterschied). Die Reduktion der
Liquor-Zellzahl war in beiden Gruppen gleich. Zwei Patienten hatten nach vier
Monaten einen höheren Krankheitsscore als vor der Behandlung. Bei einem bestand
der Verdacht auf ein Fibromyalgie-Syndrom, beim zweiten wurde ein metastasiertes
Prostatakarzinom neu diagnostiziert. Fünf weitere Patienten gaben keine
klinische Besserung an, obwohl sich ihre Liquor-Zellzahl normalisiert hatte.
Objektivierbare neurologische Symptome konnten bei diesen Patienten nicht
gefunden werden. UAW waren in beiden Gruppen nicht unterschiedlich. Sie waren
insgesamt milde, am häufigsten kam es zu Diarrhö und Übelkeit. Die Studie wurde
nicht von den Herstellern der Antibiotika, sondern nur vom norwegischen
Sorlandet Kompetansefond finanziert.
Fazit: Bei der europäischen Neuroborreliose ist Doxycyclin oral
genauso wirksam wie Ceftriaxon i.v.
Literatur
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AMB 2007, 41, 52b.

-
AMB 2005, 39, 33.

-
Ljøstad, U., et al.:
Lancet Neurol. 2008, 7, 690.
Erratum Lancet Neurol. 2998, 7, 675.
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Hünfeld, K.P., und Brade, V.:
Wien. Klin. Wochenschr. 2006, 118, 659.

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