Einteilung und
Wirksamkeit von Cefalosporinen
Frage von Dr. E.P.S. aus Hannover: >> In den pharmakologischen
Lehrbüchern findet man zum Teil widersprechende Angaben über die Gruppe der Cefalosporine
und Ihre Einteilung in unterschiedliche Generationen. Können Sie mir bitte
einen klaren Überblick geben! <<
Antwort: >>
Allgemeines: Cefalosporine gehören zu den Betalaktam-Antibiotika und
wirken über eine Hemmung der Zellwandsynthese. Auf empfindliche Keime, die sich
im Wachstum befinden, wirken sie bakterizid. Sie werden nach ihrer In-vitro-Aktivität
in verschiedene Gruppen bzw. Generationen eingeteilt. Diese Generationen sind
nicht immer ganz klar voneinander abgegrenzt. So findet man bei einigen
Wirkstoffen in der Literatur eine unterschiedliche Zuordnung zu den
Generationen (1-3). Cefalosporine der ersten Generation sind gegen grampositive
Bakterien sehr gut wirksam. Es wird aber nur ein begrenztes Spektrum erfasst
(1-3). Cefalosporine der zweiten Generation haben ein breiteres Spektrum, das
viele gramnegative Bakterien einschließt. Cefalosporine der dritten Generation
wirken noch effektiver gegenüber gramnegativen Bakterien als diejenigen der
zweiten Generation und haben auch eine Wirksamkeit gegen einige Pseudomonaden
(4). Cefalosporine der 4. Generation sind stabiler gegen Betalaktamasen und
penetrieren besser durch die äußere Zellmembran gramnegativer Bakterien. Im
Prinzip gilt: je höher die Generation je weiter das Spektrum (5).
Cefalosporine der ersten Generation: Zu dieser Gruppe gehören unter anderem
Cefacetril, Cefapirin und die oral applizierbaren Cefadroxil und Cefalexin. Die
verschiedenen Wirkstoffe in dieser Gruppe haben ein einheitliches
Wirkungsspektrum, das Antibiogramm eines Wirkstoffes ist daher in der Regel für
alle Cefalosporine der ersten Generation gültig. Wirksubstanzen aus der ersten Generation
der Cefalosporine werden in der Humanmedizin nur noch selten eingesetzt.
Cefalosporine der zweiten Generation: Zu dieser Gruppe gehören unter anderen Cefaclor, Cefamandol,
Cefuroxim, Cefotiam (Spizef®) und Cefoxitin (Mefoxitin®).
Das Aktivitätsspektrum kann bei den verschiedenen Wirkstoffen innerhalb dieser
Gruppe stark variieren, deshalb ist vor Therapiebeginn, wenn möglich, ein
Antibiogramm zu erstellen. Aus dieser Gruppe wird heute besonders noch
Cefuroxim bei stationärer Behandlung ambulant erworbener Pneumonien eingesetzt.
Cefalosporine der dritten Generation: Zu dieser Gruppe gehören Cefotaxim, Cefoperazon
(Tiermedizin), Ceftriaxon und Ceftazidim. Das oral zu applizierende Cefixim
gehört auch in diese Gruppe. Auch hier gibt es große Unterschiede im Wirkungsspektrum
der einzelnen Substanzen, so dass vor Therapiebeginn ein Antibiogramm
empfehlenswert ist. Die gute Wirksamkeit gegenüber gramnegativen Bakterien geht
einher mit einem leichten Aktivitätsverlust gegenüber grampositiven Erregern,
wobei Streptokokken meist noch empfindlicher sind als Staphylokokken. Die
Aktivität gegenüber Pseudomonas aeruginosa ist bei den meisten Cefalosporinen
der 1.-3. Generation schlecht. Eine Ausnahme ist Ceftazidim.
Cefalosporine der vierten Generation: Neuere Cefalosporine werden zum Teil als „Cefalosporine
der 4. Generation” bezeichnet. Zu dieser Gruppe gehört unter anderem Cefepim
(Maxipime®), das ein ähnliches Wirkspektrum wie Ceftazidim hat, also
auch gegen Pseudomonas aeruginosa wirkt, aber zusätzlich im grampositiven
Bereich durch besondere Betalaktamasestabilität besser wirkt (5). Mit
Ceftobiprol (Zeftera®, Zevtera®) steht ein neues Cefalosporin
vor der Zulassung, das auch bei multiresistenten Staphylokokken (MRSA) wirksam
ist und somit gut geeignet scheint für komplizierte Haut- und
Weichteilinfektionen. Hier spricht man teilweise schon von der 5. Generation.
Vorsicht: Bei
den neueren Cefalosporinen der 4. und 5. Generation liegen noch nicht genügend klinische
Erfahrungen vor, so dass die Indikation für diese Gruppen besonders kritisch
gestellt werden sollte. In einigen Analysen kam auch eine erhöhte Letalität im
Zusammenhang mit Cefepim in die Diskussion (5).
Orale Cefalosporine haben Vorteile bei Behandlung von
Kleinkindern, da hier die i.v. Gabe schwierig sein kann. Bei Erwachsenen sollte
ihr Einsatz sehr kritisch erfolgen, da sie eine geringe Bioverfügbarkeit haben
und somit Resistenzen erzeugen können (6). Außerdem erhöhen sie das Risiko für eine
Clostridium-difficile-assoziierte Erkrankung (7, 8). <<
Literatur
-
O’Callaghan, C.H.: J.
Antimicrob. Chemother.1979, 5, 635.

-
Williams, J.D.: Drugs
1987, 34 Suppl. 2, 15.

-
Shah, P.M.: Int. J.
Antimicrob. Agents 2002, 19, 163.

-
Watanabe, N.A.: J.
Chemother. 1996, 8 Suppl. 2, 48.

-
Yahav, D., et al.: Lancet
Infect. Dis. 2007, 7,
338.

-
Dagan, R., et al.:
Pediatr. Infect. Dis. J. 2006, 25,
981.

-
Werth, B., et al.: Schweiz. Med.
Wochenschr. 1997, 89 Suppl., 5S.

-
Wilcox, M.H., et al.:
J. Antimicrob. Chemother. 2008, 62,
388.

|