Die Mammografie ist eine für die Früherkennung von
Brustkrebs geeignete Methode, jedoch sind Karzinome häufig nicht leicht von
benignen Läsionen zu unterscheiden. Nach der Beurteilung von Screening-Mammografien
durch spezialisierte Radiologen müssen sich unmittelbar danach 5%-10% der Frauen
wegen unklarer Befunde erneut mammografischen Untersuchungen unterzieren
(sogenannte Recall-Untersuchungen). Aufgrund derer wird dann zu einer Biopsie
geraten oder nicht. Schließlich wird jedoch nur bei 4-5% der Recall-Patientinnen
in den USA innerhalb eines Jahres ein Mammakarzinom diagnostiziert (1-3). Über
die generelle Problematik des Mammografie-Screenings haben wir im Jahr 2002 berichtet
(4).
Zyklische Veränderungen der Gewebedichte der
weiblichen Brust bei prämenopausalen Frauen sowie Verdichtungen des Gewebes bei
Frauen, die postmenopausal Östrogene mit oder ohne Gestagene einnehmen (sog. Hormonersatz-Therapie
= HRT), führen zu einem häufigeren Recall nach einer Mammografie. Jeder Recall
verunsichert die betroffenen Frauen und belastet das Gesundheitsbudget mit
hohen Summen.
D.S.M. Buist et al. aus Seattle/Washington, USA, berichten
jetzt über die Ergebnisse einer randomisierten Studie (5), mit der sie
untersuchten, ob das Aussetzen einer HRT für ein bzw. zwei Monate, verglichen
mit Frauen, die die HRT nicht unterbrechen, die Recall-Rate nach einer
Mammografie reduziert. Dieser Frage war bisher noch nicht in einer randomisierten
Studie nachgegangen worden. Von 4 884 Frauen (Alter zwischen 45 und 80
Jahre), die sich für ein Brustkrebs-Screeningprogramm angemeldet hatten und die
HRT-Präparate einnahmen, lehnten es 65% ab, an dieser randomisierten Studie
teilzunehmen, überwiegend weil sie befürchteten, dass erneut klimakterische
Symptome auftreten oder sich verschlimmern könnten. Schließlich wurde die
Studie mit insgesamt 1 704 Teilnehmerinnen in drei Gruppen mit je ca. 560
bis 570 Frauen durchgeführt, die HRT weiter nahmen (A) oder einen Monat (B) bzw.
zwei Monate (C) pausierten. Alle Mammogramme wurden in einem Zentrum von
einem spezialisierten Radiologen beurteilt. Die Studie wurde vom
National Cancer Institute finanziert.
Die Recall-Raten betrugen in den Gruppen A bis C
11,3%, 12,3% bzw. 9,8%. Zwar nahm die Dichte des Brustgewebes zwei Monate nach
Aussetzen der HRT etwas ab, aber der hierdurch bedingte kleine Unterschied in
der Recall-Rate ist nicht signifikant. Bei den Frauen der Gruppe C nahmen
klimakterische Symptome nach Absetzen der HRT mehr zu als in Gruppe B. Die Autoren
raten von dem in der Studie geprüften Vorgehen eines kurzfristigen Aussetzens
der HRT ab.
Die Patientencharakteristik dieser Studie lässt
erkennen, dass nur jeweils ca. 150 von ca. 560-570 Frauen der einzelnen Gruppen
jünger als 56 Jahre alt waren, d.h. in einem Alter, in dem eine HRT indiziert
sein kann. Je 120-140 Patientinnen der Gruppen waren älter als 65 Jahre. Etwa
die Hälfte hatte eine HRT mehr als 15 Jahre lang durchgeführt. Diese Zahlen
sind sicher nicht repräsentativ für die USA, zeigen aber, dass immer noch viele
ältere Frauen nicht indiziert HRT-Präparate einnehmen.
Fazit: Die
Einnahme von Östrogenen/Gestagenen nach der Menopause führt oft zu einer Verdichtung
des Brustgewebes, erschwert die Beurteilung von Mammogrammen und erhöht die
Recall-Rate beim Mammografie-Screening. Das Aussetzen der HRT für ein oder zwei
Monate senkt die hohe Recall-Rate nicht. HRT-Präparate sollten nur bei
erheblichen klimakterischen Beschwerden eingenommen und nach wenigen Jahren
„ausgeschlichen” werden (6). Dann entfällt auch das hier besprochene Problem
bei älteren Frauen.
Literatur
-
May, D.S., et al.: Am.
J. Roentgenol. 1998, 171, 97.

-
Apffelstaedt, J.P., et
al.: S. Afr. Med. J. 2008, 98, 950.

-
National Cancer
Institute BCSC:
-
AMB 2002, 36,
89.

-
Buist, D.S.M., et al.: Ann.
Intern. Med. 2009, 150,
752.

-
AMB 2006, 40,
57.

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