Abnorme Blutlipide sind eine wichtige Ursache der
Koronaren Herzkrankheit (KHK), und die Senkung des LDL-Cholesterins (LDL-C)
reduziert das KHK-Risiko bei Menschen über 40 Jahre mit erhöhtem Risiko (1).
Als statistischer KHK-Prädiktor sind abnorme Blutlipide Surrogat-Marker, ebenso
wie der Nachweis von Kalk in den Koronararterien mittels CT. Nach neueren
Befunden ist Koronarkalk bzw. das Fehlen von Koronarkalk im CT ein hoch-signifikanter
Prädiktor für koronare Ereignisse (2, 3). In der Routine werden Blutlipide
bei unverdächtiger Familienanamnese meist erst nach dem 40. Lebensjahr
gemessen.
Im Rahmen der aus öffentlichen und
Universitäts-Mitteln finanzierten Multicenter-Langzeitstudie CARDIA begannen M.J.
Pletcher et al. in den USA (4) bei mehr als 5000 gesunden jungen Erwachsenen
(18-30 Jahre alt) in den Jahren 1985/86 die Blutlipide (Nüchternwerte) zu
messen. Die Messungen wurden nach 2, 5, 7, 10, 15 und 20 Jahren wiederholt. Aus
den zeitlichen Verläufen der Blutlipide wurde ein Score berechnet, der die mittlere
Exposition der Blutgefäße mit LDL-C, HDL-C und Triglyzeriden (TG) ergab. Nach
15 und/oder 20 Jahren wurde bei 3258 dieser Probanden (mit ihrer Zustimmung) Koronarkalk
mittels CT gemessen. Im Rahmen des Lipid-Scores wurden LDL-C-Werte > 100
mg/dl (> 2,59 mmol/l) als „nicht optimal” definiert, ebenso wie
HDL-C-Werte < 60 mg/dl (< 1,55 mmol/l) und TG-Werte
> 150 mg/dl (> 1,7 mmol/l). Der Nachweis des Koronarkalks
wurde verblindet vorgenommen und zu den Lipid-Scores in Beziehung gesetzt. Nur
etwa 10% der Studienteilnehmer nahmen am Ende der Studie Lipidsenker ein, so
dass Auswertungen unter Ausschluss dieser behandelten Probanden möglich waren.
Zwei Dezennien nach Beginn der ersten Lipidmessungen
konnte bei 8% der Probanden mit den niedrigsten LDL-C-Scores (< 70 mg/dl)
Koronarkalk nachgewiesen werden. Bei solchen mit sehr hohem LDL-C
(160 mg/dl oder höher) war die Prävalenz von Koronarkalk 44%. Die Odds ratio
(OR) für diese Gruppe betrug 5,6 im Vergleich mit der zuvor genannten Gruppe. Die
OR war hoch signifikant (p < 0,001) auch mit intermediär hohen
LDL-C-Werten assoziiert, z.B. 2,4 für LDL-C-Werte zwischen 100 und
129 mg/dl. Diese Assoziation wurde bei Schwarzen, Weißen sowie Männern und
Frauen nachgewiesen. Die genannten OR-Werte und Assoziationen sind Ergebnisse
nach Berücksichtigung mehrerer anderer Faktoren und Durchführung von „Adjustments”.
Die HDL-C-Scores und TG-scores waren ebenfalls - und unabhängig von den
LDL-C-Werten - mit Koronarkalk assoziiert, allerdings weniger deutlich, und
nach Durchführung der „Adjustments” waren die Beziehungen zum Koronarkalk nicht
mehr signifikant.
Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass
nicht-optimale Blutlipide, die schon im jungen Erwachsenenalter bestehen, mit
Verkalkungen der Koronararterien 15 oder 20 Jahre später korrelieren. Man kann
daraus schließen, dass die pathologischen Gefäßveränderungen, die später zu
KHK-Ereignissen führen, bereits im jugendlichen Alter beginnen. Beide Parameter
sind Surrogate der KHK. Aus diesen Studien lässt sich nicht ableiten, wann bei
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Familien ohne auffällige
KHK-Anamnese mit der Messung von Blutlipiden begonnen werden soll. Da erhöhte
Blutlipide jedoch besonders häufig bei übergewichtigen und adipösen
Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemessen werden, muss für die Prävention
der KHK besonderes Augenmerk auf die Vermeidung von Adipositas und Metabolischem
Syndrom sowie auf gesunde und mäßige Ernährung und viel Bewegung gerichtet
werden. Die Kommentatoren dieser Veröffentlichung, G.S. Berenson und S.
Srinivasan aus New Orleans, weisen auf die von ihnen entwickelten
Erziehungsprogramme für Kinder aus KHK-Risikofamilien und für Schulkinder
allgemein hin, die bereits Erfolge gezeitigt haben (5).
Fazit: In
einer Langzeitstudie aus den USA wurde gezeigt, dass nicht-optimale Blutlipide
im jungen Erwachsenenalter ein Prädiktor für die Nachweisbarkeit von
Koronarkalk 20 Jahre später sind. Da pathologische Blutlipide mit Übergewicht
und Adipositas korreliert sind, weist dieses Ergebnis erneut nachdrücklich auf
die Notwendigkeit der Prävention von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
durch Erziehung zu gesunder Ernährung und viel körperlicher Bewegung hin.
Literatur
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Baigent, C., et al. (CTT = Cholesterol Treatment
Trialists' collaborators): Lancet 2005, 366, 1267.
Erratum: Lancet 2005, 366,
1358 und 2008, 371, 2084.
-
Detrano, R., et al.: N.
Engl. J. Med. 2008, 358, 1336.

-
Sarwar, A., et al.: JACC
Cardiovasc. Imaging 2009, 2,
675.

-
Pletcher, M.J., et al. (CARDIA = Coronary Artery Risk
Development In young Adults): Ann. Intern. Med. 2010, 153, 137.

-
Berenson, G.S., und Srinivasan,
S.R.: Ann. Intern. Med. 2010, 153, 202.

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