„Arzneiverordnungen”, 22.
Auflage. Herausgegeben von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Die erste Auflage der „Arzneiverordnungen”, damals
zum „Gebrauch für Ärzte und Studierende besonders in der Kassenpraxis”, erschien
1925 und wurde herausgegeben „im Auftrage der Gemeinsamen Deutschen
Arzneimittel-Kommission”. Wenn sich ein Buch so lange im Auf und Ab der
medizinischen Meinungen bewährt, muss der Grundgedanke gut sein: ein von
unabhängigen Experten verfasstes Nachschlagewerk zur Information und Beratung
bezüglich einer rationalen Arzneimitteltherapie.
Die Zielgruppen für das Buch sind bis heute die in
der Praxis tätigen Ärzte, aber auch Medizinstudenten in den klinischen
Semestern. Schwerpunkt der insgesamt 63 überwiegend
indikationsbezogenen Kapitel ist die Pharmakotherapie. Die Erstentwürfe
der Texte sind von Kommissionsmitgliedern der Arzneimittelkommission der
deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) oder externen unabhängigen Experten erstellt und
dann in einem längeren redaktionellen Prozess von Gegenlesern, Vertretern der
Hausärzteschaft und Sektionskoordinatoren in die endgültige Form gebracht
worden. Dabei erfolgte auch eine Abstimmung mit dem Inhalt anderer, von der
AkdÄ herausgegebenen Publikationen, wie den evidenzbasierten
Therapieempfehlungen, Wirkstoff Aktuell und den Risikobekanntgaben. Insgesamt
handelt es sich um ein Gemeinschaftswerk von weit mehr als 135 Experten. Es
werden nicht nur, wie in Lehrbüchern üblich, Wirkungsmechanismus und
Dosierungen der Wirkstoffe beschrieben, sondern, wie schon in den
vorausgegangenen Auflagen, auch die Preise. Das Konzept, auch die Preise bei
der Bewertung von Arzneimitteln zu berücksichtigen, war damals wie heute eher
ungewöhnlich.
Am Anfang der meisten Kapitel, die nach
Organsystemen, Symptomen bzw. Pathogenese geordnet sind, steht erstmals in
dieser Auflage ein Fazit für die Praxis und eine Liste der von der AkdÄ
ausdrücklich empfohlenen Arzneimittel. Das Fazit gibt eine kompakte Übersicht
über die wichtigsten Aussagen des Kapitels. So kann sich der viel beschäftigte
Leser rasch informieren und die Einzelheiten später in Ruhe nachlesen, z.B.
spezielle Indikationen, Kontraindikationen, Wechselwirkungen, Pharmakokinetik,
unerwünschte Arzneimittelwirkungen. In jedem Kapitel folgt dann nach einer
Darstellung der klinischen Grundlagen und der Diagnostik eine allgemeine Beschreibung
des Therapieziels und des therapeutischen Vorgehens mit Berücksichtigung
nicht-medikamentöser Maßnahmen. Dann folgt die spezielle Abhandlung der
einzelnen Wirkstoffe. Dabei wird immer eine vergleichende Bewertung angestrebt
mit eindeutigen Hinweisen, welche Wirkstoffe als Mittel der ersten oder zweiten
Wahl und welche heute als obsolet anzusehen sind. Am Ende des jeweiligen
Kapitels finden sich - im Unterschied zu den meisten Leitlinien oder
Lehrbüchern - Hinweise zur wirtschaftlichen Verordnung, ergänzt durch eine
Tabelle mit den DDD-Kosten entsprechend dem Arzneiverordnungs-Report.
Pharmakologische Kurzcharakteristika zu Wirkstoffen, die aus unterschiedlichen
Gründen (z.B. neue oder nicht für die hausärztliche Therapie empfohlene
Wirkstoffe) in den indikationsbezogenen Kapiteln nicht ausführlich beschrieben
sind, finden sich am Ende des Buches. Neu gegenüber den früheren Auflagen sind
das einleitende Kapitel über „Verlässliche Arzneimittelinformation – eine
knappe Ware!” und eine von den Allgemeinmedizinern der Kommission erstellte
Liste von 153 wichtigen Wirkstoffen. Sie dient als Vorschlag, das
Arzneimittelsortiment für die hausärztliche Praxis auf essentielle Substanzen
zu begrenzen.
Seit einigen Wochen ist das gesamte Buch, aber auch
thematisch zusammenhängende Kapitel als Dateidownload für den PC oder in
pdf-kompatibler Form erhältlich.
Zusammenfassend sind die
„Arzneiverordnungen” auch in der 22. Auflage ein wichtiger aktueller und
unabhängiger Berater. Sowohl für niedergelassene Ärzte als auch für Ärzte im
Krankenhaus, die sich über rationale Pharmakotherapie informieren wollen, ist
dieses Buch unentbehrlich. Ein Defizit sollte allerdings möglichst schon vor
der nächsten gedruckten Auflage beseitigt werden: Das Sachverzeichnis ist
lückenhaft und führt den Leser häufig nicht zum gesuchten Inhalt. Bei der
elektronischen Ausgabe gelangt man demgegenüber bereits heute mit der
integrierten pdf-Volltextsuche schnell zum gewünschten Stichwort.
Das Buch
hat 1500 Seiten, kostet 49,95 € und ist im Fachbuchhandel (ISBN
978-3-87360-015-7) oder direkt über den Medizinische Medien Informations-Verlag
(MMI) erhältlich. Weitere Hinweise: http://www.mmi.de/arzneiverordnungen.0.html
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