Leserbrief
Therapie der Multiplen
Sklerose
Prof. Dr. H.-P. V. aus Berlin schreibt:
>> Im Juni-Heft des
ARZNEIMITTELBRIEFS wurde die Rezidivprophylaxe der MS mit Cladribin (Leustatin®,
Litak®) und Fingolimod (FTY720) besprochen (1). Es wundert mich,
dass weder in der Originalliteratur, noch in Ihrem Kommentar der Vergleich mit Azathioprin
erörtert wird. Azathioprin ist auch wirksam (2), und wird von den
Fachgesellschaften als Reservemedikament empfohlen. Die Risiken von Azathioprin
sind nach jahrzehntelangem Einsatz gut überschaubar und offensichtlich geringer
als die von Cladribin und Fingolimod. <<
Antwort:
>> Unser Hauptartikel „Rezidivprophylaxe bei
schubförmig-remittierender Multipler Sklerose mit Cladribin und Fingolimod” (1)
war ein Referat dreier Therapiestudien (CLARITY, FREEDOMS, TRANSFORMS) aus dem
N. Engl. J. Med. Wir sind dankbar für den Hinweis, dass in diesen Studien und
auch in unserem Artikel alternative Therapiemöglichkeiten nicht ausreichend
diskutiert wurden. Es wäre sicher hilfreich gewesen, auch Azathioprin als
Vergleichssubstanz zu Cladribin und Fingolimod zu testen. Dass dies nicht
geschehen ist, wird in den Originalarbeiten nicht begründet. Die Erklärung
liegt aber auf der Hand. Die Studien sind von den Herstellerfirmen unterstützt
worden. Ein Vergleich der neuen Substanzen mit älteren, erprobten und
preiswerten hätte möglicherweise negativ ausfallen können.
Am 23.9.2010 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur
(EMA) empfohlen, Cladribin nicht zum Markt zuzulassen (3). Andererseits hat
Fingolimod von der FDA in den USA die Marktzulassung erhalten (Gilenya®;
4). >>
Literatur
-
AMB 2010, 44,
41.

-
Casetta, I., et al.: Azathioprin for multiple sclerosis. Cochrane Database of systematic Reviews
2008.
-
http://www.ema.europa.eu/

-
http://www.fda.gov/NewsEvents/

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