Bluthochdruck ist bei Erwachsenen der wichtigste
Risikofaktor für vorzeitigen Tod (1). Der systolische Blutdruck ist bei älteren
Menschen ein wichtigerer Risikofaktor als der diastolische. Er steigt mit
zunehmendem Alter im Durchschnitt kontinuierlich an, während der diastolische
sein Maximum bereits im mittleren Lebensalter erreicht (2).
J. Sundström et al. aus Stockholm und Uppsala untersuchten
die statistische Beziehung zwischen dem sorgfältig gemessenen Blutdruck bei der
Musterung von 1.207.141 schwedischen Rekruten im mittleren Alter von 18,4
Jahren (zwischen 1969 und 1995) und der Letalität. Die mittlere Nachbeobachtung
betrug 24 Jahre. Die Daten wurden einem zentralen schwedischen Register
entnommen und nach kardiovaskulärer und nicht-kardiovaskulärer Todesursache getrennt
(3).
28.934 (2,4%) Männer starben in dem angegebenen
Zeitraum. Die Beziehung zwischen systolischem Blutdruck und allgemeiner
Letalität hatte eine U-Form mit der niedrigsten Letalität bei einem
systolischen Druck von 130 mm Hg. Die erhöhte Letalität bei sehr
niedrigen systolischen Blutdruckwerten war mit nicht-kardiovaskulären Ursachen assoziiert.
Dagegen nahm mit steigendem systolischen Druck die kardiovaskuläre Letalität
kontinuierlich zu (s. Abb. 1).
Die Beziehung zwischen dem diastolischem Druck
und der Letalität war nicht U-förmig. Mit steigendem diastolischen Druck stieg das
kardiovaskuläre Letalitätsrisiko, und zwar deutlicher als bei hohen systolischen
Blutdruckwerten. Im Vergleich mit jungen Männern mit Blutdruckwerten um
120-130/60-70 mm Hg verdoppelte sich das kardiovaskuläre Letalitätsrisiko
etwa ab einem systolischen Druck von 160 mm Hg und ab einem
diastolischen Druck von 90 mm Hg. Nach Elimination aller diastolischen
Blutdrucke über 90 mm Hg war die Beziehung zwischen dem Blutdruck und
der Letalität nicht mehr signifikant, während bei diastolischen Druckwerten
über 90 mm Hg das Risiko steil anstieg. Nach Berücksichtigung von
Raucher-/Nichtraucher-Status und Body-Mass-Index ergab sich keine wesentlich
andere Beziehung zwischen Blutdruck und Letalität als ohne Berücksichtigung
dieser Faktoren.
In dieser Altersgruppe mit einer Nachbeobachtungszeit
von 24 Jahren ist das absolute Risiko für kardiovaskulären Tod selbstverständlich
sehr klein. Nur 12,4% der Gesamtletalität war kardiovaskulär bedingt (3.178
Ereignisse), wobei die Ursachen nicht im Einzelnen aufgelistet wurden. Die
meisten nicht-kardiovaskulären Todesfälle ereigneten sich durch Traumata,
Suizide und maligne Erkrankungen. Da der Blutdruck bei Jugendlichen eine
steigende Tendenz hat (4) und der Blutdruck in der Jugend mit dem im
Erwachsenenalter korreliert, muss der von Sundström et al. ermittelten
Beziehung zwischen Blutdruck und kardiovaskulärer Letalität Beachtung geschenkt
werden. Die Autoren gehen davon aus, dass die pathophysiologischen Mechanismen,
die einen frühen Tod bei jungen Hypertonikern vermitteln, die gleichen sind wie
bei älteren Hypertonikern: Linksherzhypertrophie, Förderung von Arteriosklerose
und Nierenschäden. Nach bestätigter Messung „hoch-normaler” oder erhöhter
Blutdruckwerte bei Jugendlichen muss neben dem Versuch, Verhaltensänderungen zu
erzielen (z.B. Ernährungsumstellung und mehr Bewegung bei Adipositas) mitunter
schon früh mit einer antihypertensiven Therapie begonnen werden.
In einem Kommentar stellt B. Williams aus Leicester,
UK, allerdings fest, dass es für den richtigen Zeitpunkt der medikamentösen
Intervention bei Jugendlichen mit leichter Hypertonie keine gesicherten
Richtlinien gibt (5). Wie in vielen anderen Situationen auch, muss individuell
entschieden werden. Wir empfehlen bei solchen Jugendlichen häufige
Selbstmessungen des Blutdrucks am Oberarm und Notierung der Werte in einem
Heft, so dass Messwerte über einen längeren Zeitraum als Entscheidungsbasis zur
Verfügung stehen.
Fazit: Bei
schwedischen Rekruten waren erhöhte diastolische Blutdruckwerte, stärker als
erhöhte systolische Werte, ein signifikanter Prädiktor für kardiovaskulären Tod
in den nächsten 24 Jahren. Bei erhöhtem Blutdruck Jugendlicher sollten häufig
Kontrollmessungen erfolgen. Neben Korrektur einer ungesunden Lebensweise muss
eventuell schon früh mit einer antihypertensiven Therapie begonnen werden.
Vermutlich lassen sich hierdurch kardiovaskuläre Risiken - wie bei älteren
Hypertonikern - senken.
Literatur
- Lopez, A.D.,et al.: Lancet 2006, 367, 1747.

- Franklin, S.S., etal. (FHS = FraminghamHeart Study): Circulation 1997, 96, 308.

- Sundström,J., et al.: BMJ 2011, 342, d643.

- Din-Dzietham,R., et al.: Circulation 2007, 116, 1488.

- Williams,B.: BMJ 2011, 342, d1104.

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