Die Standardtherapie der
chronischen Hepatitis C besteht derzeit aus pegyliertem Interferon alfa plus
Ribavirin. Allerdings kann mit dieser Behandlung bei dem in Europa und Nordamerika
häufigsten Genotyp 1 nur bei 40-50% der Patienten eine anhaltende Elimination
des Virus (SVR) erreicht werden (1). Noch schlechter stehen die
Erfolgsaussichten bei Patienten, die auf die Standardtherapie nicht ansprechen
(Non-responder). Wir haben kürzlich über Fortschritte in der Therapie bei
diesem Genotyp durch neue Hemmer der viralen Protease, Telaprevir und Boceprevir,
berichtet (2, 3). Jetzt wurden die ersten Phase-III-Studien zu Boceprevir
bei unbehandelten (4) und erfolglos therapierten (5) Patienten vorgestellt.
Sponsor beider Studien war Schering-Plough, jetzt Merck (USA).
In die Studie mit unbehandelten Patienten (4) wurden
938 nicht stark pigmentierte („nonblack”) und 159 stark pigmentierte („black”) Patienten
mit chronischer Hepatitis C Genotyp 1 eingeschlossen. Die Patienten wurden in
drei Gruppen randomisiert. In allen drei Gruppen wurde die Standardtherapie zunächst
vier Wochen lang allein gegeben. Danach erhielt Gruppe 1
(Kontroll-Gruppe) die Standardtherapie plus Plazebo 44 Wochen lang, Gruppe 2
die Standardtherapie plus Boceprevir 24 Wochen lang und Patienten dieser Gruppe
mit noch nachweisbarer HCV-RNS im Blut in Woche 8-24 die Standardtherapie plus
Plazebo weitere 20 Wochen lang. Gruppe 3 erhielt die
Standardtherapie plus Boceprevir 44 Wochen lang. Stark pigmentierte und nicht
stark pigmentierte Patienten wurden getrennt ausgewertet.
Bei den nicht stark pigmentierten Patienten wurden
folgende Ergebnisse erzielt: In Gruppe 1 erreichten 125 von 311 Patienten
(40%) eine SVR, in Gruppe 2 waren es 211 von 316 (67%) und in Gruppe 3
213 von 311 (68%). Bei den stark pigmentierten Patienten war die SVR wie
erwartet geringer: Gruppe 1: 12 von 52 (23%), Gruppe 2: 22 von 52
(42%), Gruppe 3: 29 von 55 (53%). Die Unterschiede zwischen den Boceprevir-
und Kontroll-Gruppen waren signifikant.
In der zweiten Studie (5) wurden 403 nicht
erfolgreich vorbehandelte Patienten mit chronischer Hepatitis C Genotyp 1
eingeschlossen. Von diesen hatten 64% einen Rückfall (Relapse) erlitten, die
anderen hatten auf die erste Behandlung virologisch nicht angesprochen (Non-responder).
Die Patienten wurden im Verhältnis 1:2:2 in drei Gruppen (wie oben beschrieben)
randomisiert. Die SVR war auch hier in den Boceprevir-Gruppen deutlich und
signifikant besser (Gruppe 1: 21%, Gruppe 2: 59%, Gruppe 3: 66%).
In der Boceprevir-Gruppe traten als UAW, wie auch
schon in der Phase-II-Studie (3), häufiger Störungen der Geschmacksempfindung
und Anämie auf.
Fazit: Die
Zugabe von Boceprevir zur Standardtherapie Peginterferon/Ribavirin verbessert
die anhaltende HCV-RNS-Elimination bei erfolglos vorbehandelten und nicht vorbehandelten
Patienten mit chronischer Hepatitis C Genotyp 1. Die Ergebnisse der
besprochenen Phase-III-Studien werden zur Zulassung von Boceprevir führen und die
Therapieempfehlungen für die chronische Hepatitis C entsprechend verändern.
Literatur
- McHutchison,J.G., et al. (PROVE1= PROtease inhibition for Viral Evaluation1): N. Engl. J.Med. 2009, 360,1827.

- AMB 2009, 43,36.

- AMB 2010, 44,68.

- Poordad, F., et al. (SPRINT-2= Serine PRotease INhibitor Therapy-2): N. Engl. J.Med. 2011, 364, 1195.

- Bacon, B.R., et al. (HCV RESPOND-2 = Hepatitis CVirus retreatment with HCV serine protease inhibitor boceprevir andPegIntron/Rebetol-2): N. Engl. J. Med. 2011, 364, 1207.

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