Gastroösophagealer Reflux
durch Kalziumantagonisten?
Frage von
Frau Dr. H.H. aus R.: >> Muss bei gastroösophagealer
Refluxkrankheit auf Amlodipin verzichtet werden, grundsätzlich bzw. ab welchem
Stadium? Ist eine ungünstige Wirkung auf eine Refluxkrankheit von ACE-Hemmern
und AT-II-Rezeptor-Blockern auszuschließen? <<
Antwort: >> Ihre
Frage ist interessant, denn Kalziumantagonisten wurden früher – allerdings mit
geringem und nicht dauerhaftem Erfolg – zur Therapie des Kardiospasmus
eingesetzt, weil sie den Tonus der Kardiamuskulatur vermindern (1, 2). Gastroösophagealer
Reflux ist offenbar eine seltene unerwünschte Wirkung von Kalziumantagonisten,
speziell von Amlodipin. Vielen Internisten und Kardiologen ist sie nicht
bekannt und in den Fachinformationen auch nicht erwähnt. Es gibt aber eine
retrospektive Anwendungsbeobachtung aus Perth/Australien (3). In diese wurden
371 Patienten (mittleres Lebensalter 64 Jahre) ohne koronare Herzkrankheit
eingeschlossen. 130 litten unter Refluxsymptomen, die sich bei 45% nach Beginn
der Therapie mit Kalziumantagonisten verschlechterten, am häufigsten unter
Amlodipin (61%). Bei zuvor asymptomatischen Patienten kam es bei 35,3% erstmals
zu Refluxbeschwerden, am häufigsten unter Verapamil, am seltensten unter
Diltiazem. Nach unserer Kenntnis sind diese Befunde allerdings nicht in einer
kontrollierten Studie überprüft worden. Wir glauben daher nicht, dass eine gut
behandelte gastrointestinale Refluxkrankheit grundsätzlich eine
Kontraindikation für eine Therapie mit Kalziumantagonisten ist.
Die Fachinformationen der ACE-Hemmer und der
AT-II-Rezeptor-Blocker erwähnen gastrointestinalen Reflux nicht bei den
unerwünschten Wirkungen. Auch in der Literatur sind uns keine entsprechenden
Hinweise aufgefallen. Allerdings weist die Leitlinie „Husten” der Deutschen Gesellschaft
für Allgemeinmedizin darauf hin, dass es beim Husten nach ACE-Hemmern zu
Refluxbeschwerden kommen kann (4). Dieses Phänomen könnte man als sekundäre
unerwünschte Wirkung bezeichnen. <<
Literatur
- Traube, M., et al.:Am. J. Gastroenterol. 1989, 84, 1259.

- Lake, J.M., und Wong, R.K.: Aliment.Pharmacol. Ther. 2006, 24, 909.

- Hughes, J., et al.: Br. J. Clin.Pharmacol. 2007, 64, 83.

- http://leitlinien.degam.de/index.php?id=246

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