Diabetes mellitus Typ 2 gilt als eine Wohlstandserkrankung.
Diese sind charakterisiert durch übermäßige Nahrungszufuhr und geringe körperliche
Aktivität. Behandlungsleitlinien greifen diesen Umstand auf und empfehlen als
ersten therapeutischen Schritt eine Diät und vermehrte körperliche Aktivität.
Erst nach Versagen dieser Intervention ist eine zusätzliche medikamentöse
Behandlung angezeigt.
Eine randomisierte kontrollierte Studie aus
Großbritannien untersuchte nun, ob und welche Verbesserungen mit diesem
nicht-medikamentösen Teil der Therapie zu erreichen sind (1). Hauptsächlich in
Allgemeinarztpraxen wurden 593 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2
rekrutiert, bei denen zwischen 5 und 8 Monaten zuvor die Diagnose gestellt worden
war. Sie wurden randomisiert drei verschiedenen Interventionsgruppen zugewiesen:
1. übliche Empfehlungen zu Diät und körperlicher Betätigung (Kontroll-Gruppe;
n = 99), 2. ausführliche und individuelle Information und
Motivation zur Diät (6,5 Std.) mit dem Ziel einer dauerhaften Gewichtsreduktion
um 5-10% (n = 248) und 3. wie 2., aber zusätzlich Motivation zu körperlicher
Betätigung (halbstündige Spaziergänge in flottem Tempo an fünf Tagen in der
Woche; n = 246). HbA1c und arterieller Blutdruck nach 6
und 12 Monaten waren die primären Zielgrößen, Gewichtsreduktion eine sekundäre.
Etwa zwei Drittel der 593 eingeschlossenen Patienten waren männlich, das mittlere
Alter lag bei 60 Jahren, der Diabetes war im Mittel seit einem halben Jahr
bekannt. Für weitere Charakteristika der eingeschlossenen Patienten und für die
wichtigsten Studienergebnisse siehe Tab. 1.
Nach sechs Monaten zeigte sich in beiden
Interventionsgruppen eine praktisch gleiche und statistisch signifikante
Senkung des HbA1c um 0,3% Prozentpunkte; nach 12 Monaten war der Effekt
etwas rückläufig. Auch die sekundäre Zielgröße Gewichtsabnahme war zu beiden Auswertezeitpunkten
mit gut 2 kg statistisch signifikant größer als in der Kontroll-Gruppe.
Die Interventionen waren zwar intensiver als üblich,
aber trotzdem auch im Rahmen der Routine der Allgemeinpraxis offenbar noch
durchzuführen. Es wurden deutliche Effekte erzielt nicht nur bei Einzelnen,
sondern im Mittelwert aller so behandelten Patienten, auch wenn die intensive
Beratung sich nur auf die Diät beschränkte und die körperliche Aktivität nicht
berücksichtigte. Es sind statistisch signifikante Auswirkungen auf HbA1c
und Körpergewicht erreichbar. Die beobachteten Effekte sind gering. Im
Editorial zur Studie (2) wird jedoch bemerkt, dass auch mit der
Pharmakotherapie in vergleichbarer Zeit nicht viel mehr erreicht werden kann.
Der Autor des Editorials hält es im Übrigen für eine unerklärte Besonderheit,
dass Auswirkungen zusätzlicher körperlicher Aktivität nicht nachweisbar waren.
Das könnte mit der geringen Zahl der untersuchten Patienten zusammenhängen,
denn in kleinen Untergruppen waren durchaus Effekte zu sehen. Es könnte aber
auch dadurch zu erklären sein, dass es schwierig ist, bei zusätzlicher körperlicher
Aktivität eine strikte Diät einzuhalten. Der Effekt von körperlicher Aktivität
ohne Diät wurde hier nicht untersucht.
Fazit: Intensive
Diätberatung senkt in der Frühphase des Diabetes mellitus Typ 2 auch ohne verstärkte
körperliche Aktivität signifikant die HbA1c-Konzentration und das
Körpergewicht.
Literatur
- Andrews, R.C., et al. (Early ACTID): Lancet 2011, 378,129.

- Hu, F.B.: Lancet 2011,378, 101.

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