Fragen von
Dr. W. M. aus K.: >> Meine Tochter und mich bewegt die Frage
nach Sinn und Risiken der HPV-Impfung, die ich aus der Literatur nicht klären
kann, da bei mir Zweifel auf Grund des politischen Verhaltens bei anderen
Impfungen (Schweinegrippe) gegenüber den Daten der Fa. GlaxoSmithKline (GSK)
bestehen. Verfolgt die Firma ähnlich wie bei der Schweinegrippe etwa nur
wirtschaftliche Ziele? Gibt es hier Studien, die nicht von GSK und anderen Impfstoffherstellern
unterstützt wurden? <<
Antwort: >> Wir
haben über die Entwicklung von Impfstoffen gegen humane Papillom-Viren berichtet.
Das langfristige Hauptziel dieser Impfung ist es, die Inzidenz des
Zervixkarzinoms zu reduzieren (1).
Damals haben wir den Impfstoff für junge Mädchen, die
noch nicht mit HPV infiziert sind, unter bestimmten Voraussetzungen empfohlen.
Wichtig war uns, dass sorgfältige Sexualhygiene und gynäkologische
Vorsorgeuntersuchungen beibehalten, die Ergebnisse weiterer Studien beachtet und
Anwendungsregister geführt werden, aber auch, dass die Verhandlungen über die
Impfstoffpreise intensiviert werden. Der Beweis, ob diese Impfstoffe
tatsächlich vor Zervixkarzinomen schützen, kann erst nach vielen Jahren
vorliegen. Die seither zusätzlich vorgestellten Studien unterstützen allerdings
die Meinung, dass die Impfstoffe wirksam sein könnten. Einige dieser Studien
seien hier kurz erwähnt:
1. Die weitere Auswertung der großen
randomisierten plazebokonrollierten PATRICIA-Studie (2) nach ca. drei Jahren
zeigte eine deutlich Reduktion der Präkanzerosen (Zervikale intraepitheliale
Neoplasien).
2. Die epidemiologischen Studien aus Australien,
wo der Impfstoff ziemlich flächendeckend für Mädchen und junge Frauen (12-26
Jahre) 2007-2009 eingeführt wurde, zeigen insgesamt einen Rückgang dieser
Präkanzerosen nach Einführung der Impfung, der deutlich über dem erwarteten
linearen Rückgang dieser Läsionen lag (3). Bei den jungen australischen Frauen ging
die Inzidenz von Genitalwarzen zurück, was für eine gewisse Herdimmunität
spricht, die auch die heterosexuellen Partner vor HPV-Infektionen schützt (4).
3. In allen Studien, auch bei denen mit langer
Nachverfolgung bis zu 6,4 Jahren, wurde eine gute Langzeitimmunität und eine Sicherheit
des Impfstoffs gefunden (5). Unter Berücksichtigung der neueren Daten empfehlen
wir unter den oben genannten Bedingungen also weiterhin die HPV-Impfung für
junge Mädchen (vgl. auch 6). <<
Literatur
- AMB 2007, 41, 03
; AMB 2007, 41, 92 ; AMB 2009, 43, 95a. 
- Paavonen, J., et al.(PATRICIA = PApilloma TRIal against Cancer In youngAdults): Lancet 2009, 374, 301
. Erratum Lancet 2010, 376, 1054.
- Bratherton, J.M., et al.:Lancet 2011, 377, 2085.

- Donovan, B., et al.:Lancet Infect. Dis. 2011, 11, 39.

- GlaxoSmithKlineVaccine HPV-007 Study group: Lancet 2009, 374, 1975.

- http://www.ema.europa.eu/...

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