Wir hatten über die Beweg- und Hintergründe der weltweit
groß angelegten Impfkampagne 2009/2010 gegen das Schweinegrippe-Virus H1N1
mehrfach berichtet (1). Mittlerweile sind für mehrere Mrd. € vom
Steuerzahler bezahlte und verfallene Impfstoffe vernichtet worden, allein in Deutschland
für ca. 130 Mio. € (2).
Von vielen Experten wurde eine Wirksamkeit der
Impfstoffe in der Saison 2009/2010 von 70%-90% suggeriert (3-5). Nun kommen nach
Auswertung von Registern die ersten Studiendaten zur Wirksamkeit des
Impfstoffs. Sie sind enttäuschend. In Dänemark wurden Meldedaten von 388.069
Menschen unter 65 Jahren mit einer chronischen Erkrankung ausgewertet (6). Patienten
dieser Gruppe gehörten zu den ersten der Impfkampagne 2009/2010. In Dänemark
wurden alle Impfungen gegen das Schweinegrippe-Virus registriert und alle
positiven Virusnachweise zentral erfasst. Auch alle Krankenhausaufnahmen wurden
registriert, und die Entlassungsdiagnosen konnten diesem Register entnommen
werden. Somit ergab sich in Dänemark die Möglichkeit einer nationalen
Kohorten-Studie, in der auch der Verlauf der Pandemie mit den Impfungen
korreliert werden konnte. Ohne diese zeitliche Korrelation würde die Wirksamkeit
der Impfung überschätzt, denn die Impfungen begannen erst kurz nach dem Maximum
der Erkrankungen, d.h. zu einem Zeitpunkt, als die Zahl der Erkrankungen
bereits ohne Impfung deutlich abgenommen hatte. Von den 388.069
Chronisch-Kranken (8,4% der Gesamtbevölkerung Dänemarks unter 65 Jahre) wurden
insgesamt 79.988 (20,6%) gegen das Schweinegrippe-Virus geimpft. Von der
Gesamtgruppe erkrankten 799 an der Schweinegrippe. 718 davon waren nicht
geimpft, 49 waren geimpft. Auffällig war, dass in den ersten sieben Tagen nach
der Impfung ein erhöhtes Risiko für eine H1N1-Infektion bestand, d.h.
die Wirksamkeit der Impfung war -112% (95%-Konfidenzintervall = CI: -187%
bis -56%) verglichen mit den Ungeimpften. In der Zeit 8-14 Tage nach der Impfung
wurde kein Unterschied gesehen. 14 Tage und mehr nach der Impfung wurde eine
Wirksamkeit von 49% (CI: 10%-71%) ermittelt.
Aufschlussreich ist auch das Ergebnis der Registerauswertung
hinsichtlich der Krankenhausaufnahmen. Von den 229 Patienten dieser
Risikogruppe, die während dieser Zeit wegen einer H1N1-Infektion stationär
aufgenommen wurden, waren 188 ungeimpft und 41 geimpft. Es ergab sich kein
statistisch signifikanter Unterschied auch dann nicht, wenn man nur solche
Patienten berücksichtigte, die 14 Tage oder länger vor der Krankenhausaufnahme
geimpft worden waren.
Fazit: Der
monovalente H1N1-Impfstoff der Pandemiesaison 2009/2010 hat in Dänemark nur
gering gegen Infektionen mit dem Schweinegrippe-Virus geschützt (Wirksamkeit
49%) und hatte auch keinen erkennbaren Effekt auf klinisch relevante Kriterien,
wie z.B. Aufnahme ins Krankenhaus. Für die mögliche Verhinderung von
Todesfällen gibt es keine verlässlichen Daten, da die Schweinegrippe in der
Saison 2009/2010 sehr mild verlaufen ist.
Literatur
- AMB 2009, 43,67
. AMB 2009, 43, 68 . AMB 2010, 44,03. 
- http://www.stern.de/wissen/mensch/...
(Zuletzt aufgerufen 2.2.2012).
- Wichmann, O., et al.: Euro. Surveill. 2010, 15, 19561.

- Wu, J., et al. N. Engl.J. Med. 2010, 363, 2416.

- Uphoff, H., et. al.: PloSOne 2011, 6, e19932.

- Emborg, H.-D., et. al.: BMJ 2012,344, d7901.
(Zuletzt aufgerufen 2.2.2012).
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