Metformin hat durch die Ergebnisse der britischen
UKPDS-Langzeitstudien eine Renaissance erlebt. Es schnitt tendenziell besser ab
als Insulin oder Sulfonylharnstoffe bezüglich der wichtigsten Therapieziele bei
Diabetikern, der Verhinderung zukünftiger kardiovaskulärer (kv) und anderer
Komplikationen (1, 2). Es gibt keine größeren randomisierten
Langzeitstudien, die z.B. kv Ereignisse bei Diabetikern, die schwerpunktmäßig
mit Metformin (M) oder Sulfonylharnstoffen (SH) behandelt werden, direkt miteinander
vergleichen.
Von der US Veterans Health Administration (VHA) finanziell
unterstützte Autoren (3) versuchten jetzt diesen Vergleich durch Auswertung
umfangreicher Dateien und Register der VHA. Die VHA erfasst überwiegend männliche
Militär-Veteranen. In einer Kohortenstudie mit insgesamt 253.690 Patienten, die
zwischen 2001 und 2008 eine Monotherapie mit M (n = 155.025) oder SH
(Glibenclamid = Glyburid oder Glipizid; n = 98.655) begonnen hatten,
wurde die Inzidenz kv Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) und Tod als
„Composite outcome” in den folgenden Jahren ermittelt.
Wurden alle Patienten dieser Kohorten ohne
Berücksichtigung persönlicher Besonderheiten („Confounders”) zusammengefasst,
dann ergab sich bei SH-Patienten eine Inzidenz der Ereignisse von 18,2 pro 1000
Patientenjahre, für M-Patienten von 10,4 pro 1000 Patientenjahre. Auch nach
Adjustierung unter Berücksichtigung vieler Faktoren wie Alter, Gewicht,
Komedikation und kv Vorerkrankungen blieb der Unterschied zwischen den
Endpunkten bei M- und SH-Patienten signifikant. Die Hazard Ratio (HR) für
Glibenclamid betrug nach mehrfacher Adjustierung im Vergleich mit M 1,26 (95%-Konfidenzintervall:
1,16-1,37), für Glipizid 1,15 (1,06-1,26). Diese Unterschiede sind signifikant.
Die Autoren und auch der diese Arbeit lobende
Kommentator, S.E. Nissen aus Cleveland (Ohio), dessen Metaanalyse Rosiglitazon
zu Fall gebracht hat (vgl. 4), betonen, dass man allerdings nicht weiß, ob
nun SH das kv-Risiko im Vergleich mit einer fiktiven anders behandelten
Vergleichsgruppe erhöht oder ob M es reduziert. Im Vergleich schneidet M jedoch
besser ab als die SH-Gruppe (5).
In einem gesonderten Editorial für Patienten (6)
erläutern die Herausgeber der Ann. Intern. Med. die Ergebnisse dieser Studie.
Den letzten Satz dieser Stellungnahme können wir als Fazit benutzen.
Fazit:
Metformin scheint Herzattacken, Schlaganfälle und Todesfälle besser zu
verhindern als Glibenclamid oder Glipizid. Metformin sollte in der Regel von
neu diagnostizierten Diabetikern, die einer medikamentösen Therapie bedürfen,
als erstes angewendet werden. - Diese Empfehlung entspricht der heutigen Praxis
und bestätigt sie.
Literatur
- AMB 2008, 42,94.

- AMB 2009, 43,57.

- Roumie, C.L., et al.:Ann. Intern. Med. 2012, 157, 601.

- AMB 2012, 46,87.

- Nissen, S.E.: Ann.Intern. Med.2012, 157, 671.

- Anonymus:Ann. Intern. Med. 2012, 157, I-28.

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