Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste Rhythmusstörung
mit einer Prävalenz von 6-8% bei Über-75-jährigen (1). Möglicherweise wird die
Häufigkeit von VHF aufgrund unzureichender diagnostischer Möglichkeiten und
fehlender Symptome erheblich unterschätzt. In einer kürzlich publizierten
schwedischen Screening-Studie wurde nun bei 75- und 76-Jährigen eine
Gesamtprävalenz von 14,3% festgestellt (2). Die Autoren luden alle 75- und 76-jährigen
Bewohner der Stadt Halmstad (92.000 Einwohner) ein, an einem
Screeningprogramm zur Diagnostik und Behandlung von VHF teilzunehmen. 848 der
1330 Berechtigten erklärten sich zur Teilnahme bereit (64%). Bei 81 Teilnehmern
war VHF bereits bekannt, wobei nur 46 von ihnen antikoaguliert waren. Bei allen
übrigen wurde zunächst einmalig ein 12-Kanal-EKG durchgeführt. Dabei wurde bei
10 Personen Vorhofflimmern neu diagnostiziert. Bei den anderen 757
Teilnehmern wurde anschließend der CHADS2-Score (vgl. 3) erhoben. 403
Personen mit einem Score ≥ 2, hatten neben dem Alter ≥ 75
Jahre noch mindestens einen weiteren Risikofaktor (arterielle Hypertonie,
Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, vorangegangene TIA oder Apoplex). Diese
Probanden bekamen ein mobiles EKG-Gerät im Scheckkartenformat (Zenicor Medical
Systems) mit nach Hause. Bei diesem Gerät wird die Ableitung I nach
Goldberger über die beiden aufgelegten Daumen des Patienten abgeleitet und per
Telefon auf die Webseite der Studienleitung zur Auswertung übertragen. Sie erhielten
die Anweisung, 14 Tage lang zweimal täglich und zusätzlich bei gefühlten
Herzrhythmusstörungen für 30 Sekunden ein EKG aufzuzeichnen. Bei unklaren
Befunden wurde entweder eine zweite Aufzeichnungsperiode von 14 Tagen mit dem
mobilen EKG oder ein 48-Std.-Langzeit-EKG angeschlossen. Auf diese Weise wurde zusätzlich
bei 30 Teilnehmern paroxysmales VHF neu entdeckt. Insgesamt hatten also 121
der 848 Patienten (14,3%) permanentes oder paroxysmales VHF. Bei 57 von ihnen
wurde im Rahmen der Screening-Studie eine Antikoagulation begonnen. Bei ihrer
Rechnung berücksichtigen die Autoren allerdings nicht, dass von den 1330
Eingeladenen möglicherweise diejenigen mit bekanntem Vorhofflimmern ein
besonderes Interesse an der Teilnahme hatten und deshalb unter den 848
Teilnehmern überrepräsentiert sein können.
In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass Menschen
mit paroxysmalem VHF ein ähnlich hohes Risiko haben, einen Schlaganfall zu
erleiden, wie solche mit permanentem VHF (4). Daher erscheint es erstrebenswert,
solche Patienten frühzeitig zu identifizieren. Ein einmaliges 12-Kanal-EKG ist
hierzu sicherlich nicht ausreichend. In einer 2007 publizierten Screening-Untersuchung
zum VHF im Alter von ≥ 65 Jahren konnte durch systematisches (= Angebot
eines EKG) oder symptomorientiertes Screening (= Pulskontrolle und Angebot
eines EKG bei Arrhythmie) über einen Zeitraum von einem Jahr nur bei 1,63% der
Teilnehmer VHF neu entdeckt werden. In der Kontroll-Gruppe, in der Diagnostik
nur bei Symptomen durchgeführt wurde, waren es 1,04%/Jahr (5). Obgleich der Unterschied
signifikant ist, lag die Trefferquote deutlich unter derjenigen mit
Chipkarten-EKG in der hier besprochenen Studie.
Es stellt sich also die Frage, ob ein Screening auf
paroxysmales VHF bei Patienten mit hohem Schlaganfallrisiko (CHADS2-Score
≥ 2) mittels eines mobilen EKG-Geräts generell zu empfehlen ist. Das
könnte nach der Untersuchung in Halmstad sinnvoll sein. Es ist aber noch nicht
erwiesen, dass dadurch Schlaganfälle vermieden werden.
Fazit: Eine aktuelle
Screening-Untersuchung mittels Chipkarten-EKG macht deutlich, dass (vor allem
paroxysmales) Vorhofflimmern (VHF) bei älteren Menschen mit hohem Schlaganfallrisiko
häufig unentdeckt besteht. Derzeit gibt es noch keine Daten, ob durch ein
solches Screening mit nachfolgender präventiver Behandlung mit Antikoagulanzien
Schlaganfälle verhindert werden können. Dazu sind dringend weitere Studien
erforderlich.
Literatur
- Nacarelli,G.V., et al.: Am. J. Cardiol. 2009, 104, 1534.

- Engdahl, J.,et al.: Circulation 2013, 127, 930.

- AMB 2011, 45,73
. AMB 2012, 46, 17. 
- Friberg, L.,et al.: Eur. Heart J. 2010, 31, 967.

- Fitzmaurice,D.A., et al.: BMJ 2007; 335, 383.

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