In Deutschland sind ca. 500.000 Menschen mit dem
Hepatitis-C-Virus chronisch infiziert. Über neue Entwicklungen in der Therapie haben
wir in den letzten Jahren mehrfach berichtet (1), zuletzt auch über eine etwas
unübersichtliche erste Studie mit dem Nukleotid-Polymerase-Inhibitor Sofosbuvir
(früher GS-7977; 2). Kürzlich ist eine methodisch deutlich bessere Studie
zu diesem neuen Wirkstoff erschienen, die seinen möglichen Nutzen anschaulicher
macht (3). Sie wurde vom Hersteller Gilead finanziell unterstützt.
In diese offene, randomisierte Phase-II-Studie wurden
332 Patienten aus 42 Zentren in den USA und Puerto Rico
eingeschlossen. Sie hatten eine chronische Hepatitis C mit den
Genotypen 1 (n = 316), 4 (n = 11), oder 6 (n = 5),
waren älter als 18 Jahre und bis dato nicht behandelt. Die Patienten wurden
hinsichtlich der Viruslast (< 800.000 IU/ml vs. ≥ 800.000 IU/ml)
und des IL28B-Gens (CC vs. Nicht-CC-Allel) stratifiziert und drei Gruppen (A, B
und C) zugeordnet. Die Gruppen wurden wie folgt behandelt: Gruppe A
(52 Patienten mit Typ 1): Sofosbuvir 400 mg plus Peginterferon
und Ribavirin 12 Wochen lang; Gruppe B (109 Patienten mit
Typ 1, elf mit Typ 4 und fünf mit Typ 6): Sofosbuvir 400 mg
plus Peginterferon und Ribavirin 24 Wochen lang und Gruppe C
(155 Patienten mit Typ 1): Sofosbuvir 400 mg plus Peginterferon
und Ribavirin 12 Wochen lang und anschließend weitere 12 Wochen lang
mit Sofosbuvir allein oder mit Sofosbuvir plus Ribavirin.
Bei den Patienten mit Genotyp 1 wurde nach
24 Wochen in Gruppe A bei 46 Teilnehmern eine anhaltende Viruselimination
(SVR = Sustained Virologic Response) erreicht (89%; 95%-Konfidenzintervall = CI:
77%-96%), in Gruppe B bei 97 (89%; CI: 82%-94%) und in Gruppe C bei
135 (87%; CI: 81%-92%). Statistisch ergab sich zwischen den einzelnen Gruppen kein
Unterschied nach 24 Wochen. Wegen Neutropenie oder Anämie mussten drei Patienten
(6%) in Gruppe A, 18 (14%) in Gruppe B und drei (2%) in Gruppe C
die Therapie abbrechen. Das bedeutet, dass die UAW von Sofosbuvir relativ
selten waren und die meisten auf Ribavirin zurückzuführen waren.
Die Analyse der Subgruppen ergab, dass neun der elf
Patienten (82%) mit Genotyp 4 und alle fünf Patienten mit Genotyp 6
nach 24 Wochen eine SVR erreichten. Bei elf Patienten wurde ein „Relapse”
festgestellt. Diese Patienten hatten alle den Genotyp 1.
Fazit:
Diese Phase-II-Studie mit dem neuen Nukleotid-Polymerase-Inhibitor Sofosbuvir
in Kombination mit pegyliertem Interferon-2a und Ribavirin deutet darauf hin, dass
die Behandlungszeit bei Hepatitis C möglicherweise auf zwölf Wochen
verkürzt werden kann, ohne den Behandlungserfolg hinsichtlich anhaltender
Viruselimination gegenüber der jetzigen Standardtherapie zu verschlechtern. Die
Ergebnisse rechtfertigen eine Überprüfung in einer Phase-III-Studie.
Literatur
- AMB 2009, 43, 36
. AMB2010, 44, 68 ; AMB 2011, 45, 44 ; AMB 2011, 45, 51. AMB 2012, 46, 11a. 
- AMB 2013, 47, 28b.

- Kowdley, K.V., et al. (ATOMIC): Lancet 2013, 381,2100.

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