Die
Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD) ist meist eine nosokomiale Infektion mit mildem Verlauf bis hin
zur lebensbedrohlichen pseudomembranösen Kolitis (1). Infektionen mit C.
difficile sind weltweit ein zunehmendes Problem, das erhebliche Kosten
verursacht. In Europa entstehen dadurch pro Jahr Kosten von geschätzt
3 Mrd. € (2, 3). Als Risikofaktoren für CDAD gelten u.a.: fortgeschrittenes
Alter, Immunsuppression, gastrointestinale Erkrankungen, vorangegangene
abdominelle Operation sowie längerer stationärer Aufenthalt (4-6). Wird bei
solchen Patienten eine antibiotische Therapie nötig, liegt das Risiko für eine
Antibiotika-assoziierte Diarrhö (AaD) bei ca. 5-25%, und von diesen sind ca.
15-39% einer CDAD zu zuordnen. Aus einigen Metaanalysen ergaben sich Hinweise
auf eine Prophylaxe der AaD durch die Einnahme probiotischer Bakterien (7). Die
in diese Analyse einbezogenen Studien waren aber für eine sichere Beurteilung
der Wirksamkeit zu heterogen und nicht umfangreich genug. Deshalb wurde 2012
eine große prospektive Studie zur prophylaktischen Wirksamkeit von Probiotika
bei Risikopatienten begonnen (8). Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun publiziert
(9).
In
diese multizentrische, prospektive, randomisierte, plazebokontrollierte,
doppeltblinde Studie wurden stationäre Patienten mit Risiken für eine AaD bzw.
CDAD eingeschlossen. Sie waren 65 Jahre oder älter und hatten in den
vorangegangenen sieben Tagen ein oder mehrere systemisch wirkende Antibiotika
erhalten. Bei Einschluss in die Studie durften die Patienten keine Diarrhö
haben. Weitere Ausschlusskriterien waren z.B.: CDAD in den letzten drei
Monaten, bekannte chronisch entzündliche Darmerkrankung, intensivmedizinische
Behandlung, bekannte einheimische Sprue oder Sondenernährung über einen jejunalen
Zugang. Die Randomisierung erfolgte computergeneriert in einem 1:1-Zufallsmodus.
Eine Gruppe bekam 21 Tage lang eine Präparation bestehend aus multiplen
Laktobazillen und Bifidobakterien (6 x 1010 Organismen pro
Tag), die andere eine Plazebo-Präparation. Die primären Endpunkte der Studie
waren eine AaD innerhalb von acht Wochen bzw. eine CDAD innerhalb von zwölf
Wochen nach Beginn der Intervention.
Ergebnisse: Von den insgesamt 2981 Patienten konnten 2941
ausgewertet werden. Eine AaD einschließlich CDAD trat in der Probiotika-Gruppe
bei 159 (10,8%) und in der Plazebo-Gruppe bei 153 (10,4%) Patienten auf
(Relatives Risiko = RR: 1,04; 95%-Konfidenzintervall = CI: 0,84-1,28;
p = 0,71). Die CDAD war insgesamt selten: bei nur 12 Patienten (0,8%)
in der Probiotika- und bei 17 Patienten (1,2%) in der Plazebo-Gruppe (RR:
0,71; CI: 9,34-1,47; p = 0,35). Bei den sekundären Endpunkten, wie Schwere
der Diarrhö, Häufigkeit abdomineller Schmerzen und Länge des
Krankenhausaufenthalts gab es ebenfalls keine Unterschiede zwischen den beiden
Gruppen.
Dies
ist die bisher größte Studie zur Durchfall-Prophylaxe mit Probiotika.
Allerdings waren die CDAD-Ereignisse in der Studie insgesamt nicht sehr häufig,
aber doch häufiger als in allen anderen ähnlichen Studien.
Fazit: Eine große und methodisch
aussagekräftige Studie ergab, dass eine Präparation aus Laktobazillen und
Bifidobakterien eine Antibiotika- oder Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö nicht verhindert.
Literatur
- AMB 2006, 41,68a
. AMB 2007, 41, 63a . AMB2007, 41, 87b . AMB 2010, 44, 12a . AMB 2011, 45, 30a. 
- Kyne, L., etal.: Clin. Infect. Dis. 2002, 34, 346.

- Kuijper,E.J., et al.: Clin. Microbiol. Infect. 2006, 12 Suppl. 6, 2.

- McFarland, L.V.: Dig.Dis. 1998, 16, 292.

- Viswanathan,V.K., et al.: Gut Microbes 2010, 1, 234.

- Bauer, M.P.,et al. (ECDIS = European Clostridium DifficileInfection Survey): Lancet 2011, 377, 63.

- McFarland, L.V.: Am.J. Gastroenterol. 2006,101, 812.

- Allen, S.J.,et al. (PLACIDE = ProbioticLactobacilli and bifidobacteria in Antibiotic-associateddiarrhoea and Clostridium dIfficile Diarrhoea in the Elderly): BMC Infect. Dis. 2012, 12, 108.

- Allen, S.J., et al. (PLACIDE = Probiotic Lactobacilli andbifidobacteria in Antibiotic-associated diarrhoea and ClostridiumdIfficile Diarrhoea in the Elderly): Lancet 2013, ahead ofprint.

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