Beobachtungsstudien
haben ergeben, dass bei Diabetikern, die Metformin einnahmen, Myokardinfarkte
mit Hebung der ST-Strecke (STEMI) mit geringeren Anstiegen der Marker CK und
Troponin und mit geringerer Letalität assoziiert waren als bei Diabetikern, die
mit anderen Antidiabetika behandelt wurden (1). Auch tierexperimentelle Studien
ergaben Hinweise auf einen Myokard-protektiven Effekt von Metformin in
Ischämie-Reperfusions-Studien, unabhängig vom Kohlenhydrat-Metabolismus
(2, 3). Diese Befunde ließen vermuten, dass Metformin die Inzidenz und den
Schweregrad von Herzinsuffizienz auch bei Nicht-Diabetikern günstig
beeinflussen könnte.
Im Universitätsklinikum
Groningen (Niederlande) wurde deshalb eine randomisierte kontrollierte Studie
bei 380 Patient(inn)en (ohne Diabetes mellitus) mit akutem STEMI durchgeführt,
bei denen eine perkutane koronare Intervention (PCI) mit Ballondilatation der
verengten Koronararterie und die Implantation mindestens eines Stents indiziert
war. Die Hälfte der Patienten nahm danach zweimal 500 mg/d Metformin, die
andere Hälfte Plazebo ein (doppelblind). Neue Patienten wurden von Januar 2011
bis Mai 2013 in die Studie eingeschlossen (4).
Primärer Endpunkt
der Studie war der Einfluss der Intervention auf die linksventrikuläre
Ejektionsfraktion (LVEF), gemessen mit MRT nach vier Monaten. Sekundäre
Endpunkte waren die Konzentration von pro-brain natriuretic peptide (NT-proBNT)
als Marker der Linksherzinsuffizienz nach vier Monaten und die Inzidenz erneuter
kardialer Ereignisse (MACE = Major Adverse Cardiac Events).
Ergebnisse: Zunächst das
Günstige: vier Monate nach Intervention war bei 100%iger Nachbeobachtung kein
Patient gestorben. Die mittlere LVEF war in der Metformin-Gruppe 53,1%, in der
Plazebo-Gruppe 54,8%. Die medianen NT-proBNP-Konzentrationen im Plasma waren in
beiden Gruppen gleich (167 ng/l). Auch die medianen Serum-Kreatinin-Werte (79 µmol/l)
und das HbA1c (5,9%) waren in beiden Gruppen gleich. MACE ereigneten sich in
der Metformin-Gruppe bei 3% vs. 1% bei den Kontrollen (Unterschied nicht
signifikant).
Die Autoren
diskutieren, dass eine Metformin-Medikation schon vor dem STEMI-Ereignis
vielleicht zu einem günstigeren Interventionsergebnis geführt hätte. Da der
Eintritt eines STEMI nicht vorauszusehen ist, hat das keine praktischen
Konsequenzen. Die relativ niedrige Dosierung von Metformin (zweimal 500 mg/d)
wurde gewählt, weil bei höherer Dosierung gastrointestinale Nebenwirkungen
nicht selten sind (Zieldosis bei Diabetes mellitus Typ 2 ist 2000 bis 2500
mg/d).
Fazit: Metformin (zweimal
500 mg/d) von Nicht-Diabetikern sofort nach einem STEMI mit konsekutiver
PCI und Implantation mindestens eines koronaren Stents eingenommen verbessert
nach vier Monaten nicht die LVEF. Es hat auch keinen Einfluss auf biochemische
Marker zum Grad der postinfarziellen Herzinsuffzienz. Eine prospektive Studie
sollte auch bei Diabetikern durchgeführt werden, die mit Metformin bzw. mit
anderen Antidiabetika behandelt werden.
Literatur
- Lexis, C.P., et al.:Cardiovasc. Drugs Ther. 2014, 28, 163.

- Calwert, J.W., et al.:Diabetes 2008, 57, 696.

- Yim, M., et al.: Am. J.Physiol. Heart Circ. Physiol. 2011, 301, H459.

- Lexis, C.P., et al.(GIPS-III = Glycometabolic Intervention as adjunct to Primarypercutaneous intervention in ST elevation myocardial infarction): JAMA2014. Doi:10.1001/jama.2014.3315.

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