Im Krankenhaus erworbene Infektionen sind eine
wichtige Ursache für Morbidität und Mortalität weltweit. In der Laienpresse und
auch von verschiedenen Fachgesellschaften wird immer wieder über Zahl und Ausmaß
dieser Infektionen spekuliert (1-4), ohne dass hierfür in Deutschland oder
anderswo verlässliche Zahlen vorgelegt wurden.
Die letzte Schätzung der Centers for Disease Control
and Prevention (CDC) aus dem Jahre 2007 lag bei 1,7 Mio. im Krankenhaus
erworbener Infektionen/Jahr in den USA (5). Aber diese Schätzungen basieren auf
den Meldungen bestimmter Infektionen und erfassen nicht die Wirklichkeit. Daher
hat das CDC eine Prävalenzstudie in zehn verschiedenen Staaten der USA und
183 Akutkrankenhäusern begonnen, um die reale Zahl und Art der in den
Krankenhäusern erworbenen Infektionen zu erfassen (6). Dieser sehr aufwändigen
Studie ging eine Pilotstudie voran. In ihr wurden die Kriterien zur Definition
und zum Auffinden von im Krankenhaus erworbenen Infektionen erarbeitet. Mehrere
speziell und gut geschulte Teams erfassten retrospektiv die entsprechenden
Infektionen anhand der Verschreibungen von Antibiotika. In dieser Studie war
eine im Krankenhaus erworbene Infektion wie folgt definiert: Behandlung mit
Antibiotika gegen eine Infektion, die zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme
noch nicht bestand und die in der Zeit des vorher festgelegten Studienzeitraums
noch aktiv war und behandelt werden musste. Die Daten wurden nach Alter der
Patienten und Länge des Krankenhausaufenthalts stratifiziert.
Von 11.282 Patienten hatten 452 eine oder mehrere Infektionen
im Krankenhaus erworben (Prävalenz: 4%; 95%-Konfidenzintervall: 3,7%-4,4%). Die
häufigsten waren: Pneumonie (21,8%), Infektionen nach chirurgischen Eingriffen
(21,8%) und gastrointestinale Infektionen (17,1%). Clostridium difficile
war der häufigste identifizierte Erreger. Er verursachte 12,1% aller im Krankenhaus
erworbenen Infektionen. Venenkatheter-assoziierte Blutinfektionen, Katheter-assoziierte
Harnwegsinfektionen und Beatmungs-assoziierte Pneumonien – Infektionen, die das
Ziel vieler Programme zur Vermeidung von Infektionen im Krankenhaus sind -
machten in dieser Studie zusammen 25,6% aller im Krankenhaus erworbenen Infektionen
aus. Die Abnahme dieser traditionell als nosokomial erkannten Infektionen in
den letzten Jahren könnte mit der Umsetzung bestimmter Präventionsprogramme
zusammenhängen (7). Die Hochrechnungen aus diesen aktuell publizierten
US-amerikanischen Zahlen ergaben 648.000 Patienten mit 721.800 im Krankenhaus
erworbenen Infektionen für das Jahr 2011. Außerdem wurde berechnet, dass in den
USA einer von 25 Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, dort eine
Infektion erwirbt. Wiederholte Untersuchungen im Umfang dieser Studie könnten Veränderungen
im Spektrum nosokomialer Infektionen erfassen, die Wahrnehmung dieser Infektionen
steigern und die Prävention verbessern, auch wenn ein großer Teil nicht
vermieden werden kann und ein Preis der modernen Medizin ist.
Fazit: Pneumonien und Wundinfektionen nach
chirurgischen Eingriffen waren in dieser Studie in den USA die häufigsten im
Krankenhaus erworbenen Infektionen. Der häufigste Erreger jedoch, der bei den
insgesamt im Krankenhaus erworbenen Infektionen nachgewiesen werden konnte, war
Clostridium difficile. Strategien, nosokomiale Infektionen noch häufiger
zu vermeiden, müssen mehr in den Fokus rücken, besonders weil invasive und
aggressive Therapien zunehmen und die Patienten älter werden.
Literatur
- Daschner,F.: Dtsch. Arztebl. 2012, 109, A-1314. http://www.aerzteblatt.de/archiv/ 127066/Hygiene-Hysterie-in-Deutschland?src=search

- Gastmeier,P., und Geffers, C.: Dtsch. Med. Wochenschr. 2008, 133, 1111.

- http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45747/Bis-zu-30-000-Tote-pro-Jahr- durch-Krankenhausinfektionen

- http://www.krankenhaushygiene.de/pdfdata/ presse/2012/2012_03_22_pressemitteilung.pdf

- Klevens, R.M., et al.:Puplic Health Rep. 2007, 122, 160.

- Magill, S.S., et al.: N.Engl. J. Med. 2014, 370, 1198.

- Pronovost, P., et al.: N.Engl. J. Med. 2006, 355, 2725
. Erratum: N.Engl. J. Med. 2007, 356, 2660.
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