Pneumokokkenpneumonien sind bei älteren Menschen häufig,
und unter den ambulant erworbenen Pneumonien haben sie eine vergleichsweise
hohe Morbidität und Letalität (1). Bei ca. 25% der Patienten kann die Infektion
invasiv verlaufen, d.h. auch sonst sterile Körperregionen befallen; im
schlimmsten Fall kommt es zu Sepsis und Tod (2). Zwar gibt es einige Studien,
die auf eine Wirksamkeit von Impfungen bei Erwachsenen gegen invasive Verlaufsformen
hinweisen, hinsichtlich nicht-invasiver Pneumokokkeninfektionen sind die
Ergebnisse jedoch unzureichend (3). Im Gegensatz zur Grippeimpfung ist bei der
Pneumokokkenimpfung eine prospektive Studie zur klinischen Wirksamkeit möglich.
In einer aktuellen prospektiven, doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten
Studie mit insgesamt 84.496 Erwachsenen im Alter von ≥ 65 Jahren
wurde die klinische Wirksamkeit eines 13-valenten Polysaccharid-Impfstoffs
(PCV13) gegen nicht-invasive und invasive Pneumokokkeninfektion getestet (4).
Es wurden im Verlauf der Studie alle ambulant
erworbenen Pneumonien und auch invasive Infektionen durch die mit dem Impfstoff
abgedeckten Pneumokokken-Stämme erfasst. Zur Typisierung der Erreger wurden
sowohl Bakterienkulturen als auch Antigentests im Urin verwendet. Der
spezifische und sensitive Test, der es zuverlässig erlaubt, die verschiedenen
Antigene der Pneumokokken-Serotypen im Urin nachzuweisen, machte die Studie in
dieser Qualität erst möglich, denn die Anzucht der Erreger aus dem Sputum
gelingt nicht bei jedem Erkrankten zuverlässig.
42.240 Probanden erhielten den Impfstoff (PCV-13)
und 42.256 Plazebo. Das mediane Alter betrug in beiden Gruppen
72 Jahre Die mediane Nachbeobachtung betrug in beiden Gruppen knapp vier
Jahre. In beiden Gruppen gab es in dieser Zeit ca. 12,5% Ausfälle – meist durch
Tod der Probanden (in jeder Gruppe 7,5%). Die restlichen Probanden gingen bei
der Nachbeobachtung verloren.
In der geimpften Gruppe kam es bei 49, in der
ungeimpften Gruppe bei 90 Personen zu einer Infektion mit Pneumokokken
(Impfeffektivität: 45,6%; 95%-Konfidenzintervall = CI: 21,8-62,5;
p = 0,001). Eine nicht-invasive ambulant erworbene
Pneumokokkenpneumonie trat bei 33 Personen in der Impf- und bei 60 Personen
in der Plazebo-Gruppe auf (Impfeffektivität: 45,0%; CI: 14,2-65,3; p = 0,007).
Zu einer invasiven Pneumokokkeninfektion kam es bei 7 PCV-13-Geimpften und
bei 28 Personen in der Plazebo-Gruppe (Impfeffektivität: 75,0%;
CI: 41,4-90,8; p = 0,001). Die Effektivität blieb über den
Beobachtungszeitraum von knapp vier Jahren konstant. Gegen Pneumonien mit
anderen Erregern war der Impfstoff nicht wirksam.
Es gab keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Eine
lokale Hautreaktion war bei den mit PCV-13 geimpften Personen häufiger als bei
Plazebo.
Die Studie wurde in den Niederlanden durchgeführt, wo
die Inzidenz der Pneumokokkenpneumonie geringer ist als in vielen anderen
Ländern. Es könnte sein, dass die Effektivität in Ländern mit höherer Inzidenz anders
ist.
Fazit: Die
13-valente Pneumokokken-Impfung (PCV-13) ist bei Älteren sicher und wirksam. Sie verringert sowohl ambulant erworbene Pneumonien
als auch invasive Erkrankungen durch diese Serotypen. Die Ständige
Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Pneumokokken-Krankheiten
generell bei Personen ≥ 60 Jahre (5).
Literatur
- Welte, T., et al.: Thorax2012, 67, 71.

- Said, M.A., et al.:Plos One 2013, 8, e60273.
- Jackson, L.A., et al.: N. Engl. J. Med. 2003, 348, 1747.

- Bonten, M.J.M., et al. (CAPITA = Community-AcquiredPneumonia Immunization Trial in Adults): N. Engl.J. Med. 2015, 372, 1114.

- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/ 2014/Ausgaben/34_14.pdf?__blob=publicationFile

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