Pneumonien gehören zu den häufigen Infektionen, die zur Einweisung
in ein Krankenhaus führen. Die Inzidenz der ambulant erworbenen Pneumonie
variiert in Europa stark nach Land, Alter und Geschlecht. Sie ist besonders hoch
bei älteren Patienten (≥ 65 Jahre) und bei Männern häufiger als
bei Frauen (1). Die Behandlungskosten sind hoch, aber an Hand der sehr
unterschiedlichen Angaben aus Europa nur schwer abzuschätzen (1). In den USA überstiegen
die Behandlungskosten für Pneumonien im Jahr 2011 10 Mrd. $ (2). Die empirische
Therapie bei Patienten mit ambulant erworbenen Pneumonien und eine mögliche Prävention
durch entsprechende Impfungen basieren auf den Ergebnissen aktueller klinisch-epidemiologischer
Studien. Deshalb haben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in
den USA eine prospektive, multizentrische, populationsbasierte Studie
durchgeführt, um die Häufigkeit von ambulant erworbenen Pneumonien zu erfassen,
die zur Krankenhauseinweisung führten (3). Darüber hinaus wurde mit modernen
diagnostischen Verfahren versucht, die Erreger zu identifizieren.
Von Januar 2010 bis Juni 2012 wurden Patienten > 18 Jahre
aus drei Krankenhäusern in Chicago und zwei Krankenhäusern in Nashville für die
Studie rekrutiert. Es wurden Patienten eingeschlossen, die klinische Zeichen
einer Pneumonie hatten: Fieber oder Hypothermie, Leukozytose oder Leukopenie, aktuell
aufgetretene kognitive Veränderungen, neu aufgetretener Husten, Luftnot oder
Tachypnoe, also Zeichen entsprechend dem C(U)RB-65-Index als Orientierung für
die stationäre Aufnahme von Patienten mit Pneumonie (vgl. 4). Innerhalb
von 48 Stunden nach Aufnahme mussten radiologische Zeichen für eine
Pneumonie im Rö-Thorax nachzuweisen sein. Bei allen Patienten wurden Blut- und
Urin-Proben, sowie Abstriche vom Naso- oder Oropharynx auf Erreger hin
untersucht. Patienten, die bereits kurz zuvor (< 28 Tage) im
Krankenhaus behandelt worden waren sowie Bewohner von Altenpflegeheimen oder mit
starker Immunsuppression wurden ausgeschlossen.
Von 3.634 Patienten konnten 2.488 eingeschlossen werden.
Von denen hatten 2.320 radiologische Zeichen einer Pneumonie (93%). Im Median
waren die Patienten 57 Jahre alt. 498 (21%) mussten auf einer
Intensivstation behandelt werden und 52 (2%) starben während des Aufenthalts im
Krankenhaus. Von 2.259 Patienten mit radiologischem Nachweis einer
Pneumonie, bei denen Material sowohl für die bakterielle als auch die virale
Diagnostik verfügbar war, wurde bei 853 (38%) ein Pathogen gefunden: bei 530
(23%) waren es Viren und bei 247 (11%) Bakterien. Bei 59 (3%) Patienten wurden
Viren und Bakterien identifiziert und bei 17 Pilze oder Mykobakterien
(1%). Die häufigsten Erreger waren Rhinovirus (9%), Influenzavirus (6%) und Streptococcus
pneumoniae (5%). Die jährliche Inzidenz für eine zur Hospitalisierung führende
Pneumonie wurde mit 24,8/10.000 Erwachsene berechnet
(95%-Konfidenzintervall: 23,5-26,1). Die Inzidenz nahm mit dem Alter deutlich
zu: bei Menschen zwischen 65 und 79 Jahren 63/10.000 und bei über 80-Jährigen
164/10.000. Somit ist das Risiko für eine Pneumonie, die zur Einweisung in ein
Krankenhaus führt, für 50-64 Jahre alte Patienten 4 mal, für 65-79 Jahre
alte Patienten 9 mal und für Patienten über 80 Jahre 25 mal höher
als für Patienten zwischen 18 und 49 Jahren. Die Zahlen wären noch deutlich
unterschiedlicher, hätte man immungeschwächte Patienten und Patienten aus
Altenpflegeheimen eingeschlossen. Der seltene Nachweis von Bakterien als
Pneumonieerreger könnte partiell durch eine antibiotische Vorbehandlung beim
Hausarzt erklärt werden.
Fazit: Die
Inzidenz von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, die stationär
behandelt werden müssen, war in dieser wichtigen Studie insgesamt hoch und nahm
bei älteren Patienten deutlich zu. Als Erreger dieser Pneumonien wurden
Bakterien weit seltener gefunden als vermutet. Viren scheinen eine wichtige
Rolle zu spielen. Insgesamt sprechen die Daten für eine Prophylaxe durch (wirksame
und gut verträgliche) Impfungen gegen virale und bakterielle Pneumonieerreger
bei alten Menschen.
Literatur
- Welte, T., et al.:Thorax 2012, 67, 71.

- Pfuntner,A., et al.: HCUP, Dezember 2013.

- Jain, S., et al. (CDC EPIC = Centersfor Disease Control and Prevention Etiologyof Pneumonia In the Community): N. Engl. J. Med. 2015, 373,415.

- AMB 2015, 49,43a.

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