Malaria ist die
wichtigste parasitäre Erkrankung und in tropischen Regionen ein häufiger Grund
für Morbidität und Tod (1). Ein Hauptproblem der medikamentösen Therapie ist,
dass die Erreger Resistenzen gegen die Antimalariamittel entwickeln. Viele der
zunächst sehr potenten Wirkstoffe sind in einigen Regionen bereits unwirksam.
Seit 2005 hat die WHO Artemisinin-haltige Präparate als Mittel der 1. Wahl
für die Behandlung der Malaria tropica (Plasmodium falciparum) empfohlen
(2). Artemisinin ist ein sekundärer Pflanzenstoff (d.h. die Pflanze benötigt
ihn nicht selbst) aus dem einjährigen chinesischen Beifuß und das derzeit wirksamste
Antimalariamittel. Für die Entwicklung wurde in diesem Jahr der Nobelpreis für
Medizin an die chinesische Pharmakologin Youyou Tu vergeben (3). Leider
entwickeln sich auch gegen diesen Wirkstoff Resistenzen in Südostasien (4), so
dass neue Antimalariamittel dringend benötigt werden. Ein solcher Wirkstoff ist
das synthetisch hergestellte Artefenomel (OZ439), das als Partner in einer
Kombination mit anderen Antimalariamitteln vorgesehen ist. Es wurde jetzt in
einer Phase-II-Studie getestet (5).
Die Studie wurde
in Bangkok/Thailand durchgeführt und von der Bill & Melinda Gates
Foundation sowie vom Wellcome Trust finanziert. Von Oktober 2010 bis Mai 2012
wurden insgesamt 82 erwachsene Patienten mit akuter unkomplizierter Malaria
tropica oder Malaria tertiana (Plasmodium vivax) eingeschlossen. Ein
Patient zog seine Zustimmung zurück, bevor er das Medikament erhalten hatte;
darüber hinaus gab es keine Ausfälle. Artefenomel wurde einmalig in einer
Einzeldosis von 200 (n = 20), 400 (n = 20), 800 (n = 20)
und 1200 mg (n = 21) eingenommen und zwar 36 h bevor die
ortsübliche Standardtherapie gegen die jeweilige Malariaform eingeleitet wurde.
Der primäre Endpunkt war die logarithmische Reduzierung der Parasiten im Plasma,
gemessen alle 24 h.
Die
logarithmische Reduzierung der Parasiten pro 24 h betrug zwischen 0,9 und
1,88 für P. falciparum und 2,09 bis 2,53 für P. vivax. Alle Dosierungen
waren ähnlich gut wirksam mit einer medianen „Parasitenclearance“-Halbwertszeit
von 4,1-5,6 h bei P. falciparum und 2,3-3,2 h bei P. vivax.
Die maximale Plasmakonzentration – gemessen in der 800-mg-Gruppe – wurde im
Median nach 4 h erreicht. Die geschätzte Halbwertszeit für die
Parasitenelimination betrug 46-62 h.
Es traten keine
schweren Nebenwirkungen auf. Die milden Nebenwirkungen (klinisch stumme, reversible
Erhöhung der Kreatinkinase im Plasma) war am häufigsten in der 1200-mg-Gruppe.
Alle Patienten waren nach der Gesamtbehandlung (Artefenomel plus anschließende
Standardtherapie) geheilt.
Artefenomel
unterscheidet sich strukturell von Artemisinin bzw. seinen Derivaten. Es wird auch
deutlich langsamer eliminiert und eröffnet somit die Möglichkeit, Malaria mit
einer einmaligen Dosis (in Kombination mit anderen langsam eliminierten
Antimalariamitteln) wirksam zu behandeln. Das ist besonders in Ländern mit
schlechter ärztlicher Versorgung ein großer Vorteil. Die fehlerhafte Einnahme
ist nämlich ein wichtiger Grund für die Entwicklung von Resistenzen (6). Subanalysen
dieser Studie weisen darauf hin, dass Artefenomel auch bei P. falciparum-Infektionen
wirksam ist, bei denen Artemisinin-Derivate wegen der Resistenzmutation des
Erregers im Kelch13-Propeller-Gen unwirksam geworden sind (vgl. 4).
Fazit: Artefenomel
ist ein neues, noch nicht zugelassenes, synthetisches Antimalariamittel mit langer
Halbwertszeit und offenbar guter Wirksamkeit und Verträglichkeit. Eine einmalige
Einnahme (geplant in Kombination mit anderen Antimalariamitteln) scheint
ausreichend zu sein. Phase-III-Studien müssen zeigen, ob sich die positiven
Ergebnisse bestätigen.
Literatur
- WHO. World Malaria Report 2014.

- WHO. Guidelines for the treatment of malaria.Third edition-2015.
- http://www.aerzteblatt.de/archiv/172445/Nobelpreis-fuer-Medizin-2015 -Scharfe-Waffen-gegen-drei- gefuerchtete-Parasiten

- Ashley, E.A., et al. (TRAC = Tracking Resistanceto Artemisinin Collaboration): N. Engl. J. Med. 2014, 371,411
.Erratum: N. Engl. J. Med. 2014, 371, 786. AMB 2014, 48, 64DB02. 
- Phyo, A.P., et al.: Lancet Infect. Dis. 2015:
- Onyango, E.O., et al.: BMCInfect. Dis. 2012, 12, 143.

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