In einer prospektiven Multicenter-Ernährungsstudie
untersuchte eine spanische Studiengruppe (PREDIMED) bei 7.202 spanischen
Bürgern mit hohem kardiovaskulärem Risiko, aber bisher noch keinen
diesbezüglichen Ereignissen die Beziehung zwischen kardiovaskulärer Letalität
und dem Konsum von Alpha-Linolensäure (ALA; enthalten in Olivenöl und
verschiedenen Nüssen) sowie von langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren
(PUFA; enthalten besonders in Seefisch). Finanziert wurde die Studie von
spanischen Staatsministerien und einer kalifornischen „Walnut Commision“. Der
Erstautor, Aleix Sala-Silva, ist Endokrinologe und Ernährungsexperte in
Barcelona (1). Die Probanden, Männer von 55-80 und Frauen von 60-80 Jahren,
mussten entweder einen Typ-2-Diabetes mellitus oder mindestens drei
kardiovaskuläre Risikofaktoren haben (Hypertonie, Hyperlipidämie, Adipositas
oder eine Familienanamnese mit früh diagnostizierter Koronarsklerose). Sie
wurden zwischen 2003 und 2009 rekrutiert. Zu Beginn und danach einmal im Jahr
wurden die Essgewohnheiten mittels umfangreicher Fragebögen und per Interview
eruiert. In den Wohngegenden der Probanden wird traditionell viel Seefisch
gegessen.
Ein Drittel der Population wurde aufgefordert, zusätzlich zu
ihrer mediterranen Diät vermehrt Olivenöl pro Woche mit den Speisen zu
konsumieren, und jeweils ein Drittel sollte täglich eine Mischung aus Walnüssen
(15 g), Haselnüssen und Mandeln (je 7,5 g) konsumieren oder nur
ihre übliche (mediterrane) Diät mit wenig tierischem Fett (Schwein, Rind) essen
(Kontrollen). Olivenöl (1 l/Woche) und die Nussmischung wurden kostenlos
zur Verfügung gestellt. Es wurde laufend kontrolliert, inwieweit diese
Anweisungen befolgt wurden. Als angemessener (empfohlener) durchschnittlicher
Konsum von ALA (aus Nüssen und Olivenöl) wurden 0,7% des Gesamtkaloriengehalts
der Nahrung betrachtet; als angemessene Menge von PUFA ≥ 500 mg/d,
entsprechend den Empfehlungen der International Society for the Study of
Fatty Acids and Lipids = ISSFAL. Nach im Mittel 5,9 Jahren Intervention (oder
Kontrolle) wurden diejenigen Probanden ermittelt, die die Empfehlungen für den ALA-
und PUFA-Konsum erfüllten bzw. nicht erfüllten. Endpunkt der Studie war die
Zuordnung dieser Untergruppen zu den im Verlauf der Zeit eingetretenen
Todesfällen (Gesamtletalität und kardiovaskuläre Todesursachen). Die Ergebnisse
werden als Hazard ratios (HR) nach einem multivariat adjustierten Cox-Regressionsmodell
angegeben, wobei die Personengruppe, die beide Empfehlungen (ALA und PUFA)
nicht erfüllte, mit der HR = 1,0 gesetzt wurde.
Ergebnisse: Die ALA-Zufuhr korrelierte sehr gut mit
dem Walnuss-Konsum (r = 0,94). Insgesamt ereigneten sich 431
Todesfälle, davon 104 mit gesicherten kardiovaskulären Ursachen (KHK, Plötzlicher
Herztod, Schlaganfall). Die Erfüllung der ALA- bzw. PUFA-Kriterien korrelierte mit
der Gesamtletalität und kardiovaskulären Todesursachen wie in Tab. 1
dargestellt.
Die Autoren schließen aus diesen Ergebnissen, dass bei
älteren Personen mit kardiovaskulären Risikofaktoren, aber noch ohne
Manifestation einer solchen Erkrankung, die Essgewohnheiten mit relativ viel
Seefisch und viel ALA (besonders aus Olivenöl und Walnüssen) invers mit der
Gesamtletalität korrelieren, während eine kardiovaskuläre Protektion ganz
überwiegend mit der Zufuhr von PUFA korreliert. Obwohl ca. 50% der untersuchten
Population Typ-2-Diabetiker waren, ist der Befund auffällig, dass nur etwa ein
Viertel der Todesursachen kardiovaskulär bedingt war. Die relativ geringe Zahl dieser
Todesfälle macht die statistischen Aussagen der Studie allerdings unsicher. Sie
sind jedoch bezüglich PUFA und kardiovaskulärer Letalität mit früheren
Publikationen vereinbar (2, 3). Ein Review mit Metaanalyse kam erst
kürzlich zu dem Ergebnis, dass auch eine höhere Zufuhr von ALA (Gruppe mit der
höchsten verglichen mit der Gruppe der niedrigsten Einnahme) mit einer
niedrigeren Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse und kardiovaskulärer Letalität
assoziiert ist (4).
In einer zweiten Studie der PREDIMED-Gruppe wurde bei
Diabetikern die Beziehung zwischen PUFA-Konsum und neu aufgetretener, das Sehvermögen
bedrohender diabetischer Retinopathie (DR) untersucht (5). Die Autoren
begründen eine solche Studie damit, dass die Retina reich sei an PUFA, die
antiinflammatorische und antiangiogenetische Funktionen hätten und dass klinische
Daten über eine mögliche Schutzwirkung der PUFA gegen DR noch nicht vorlägen. Aus
der Population der oben referierten Studie (ein Drittel zusätzlich Olivenöl,
ein Drittel zusätzlich Nüsse, ein Drittel nur mediterrane Diät als Kontrolle)
wurden 3.682 Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 rekrutiert (48% Männer,
mittleres Alter 67 Jahre). Zu Beginn und danach jährlich wurden die Essgewohnheiten,
insbesondere hinsichtlich des Konsums von Seefisch, mittels Fragebögen und
Interviews detailliert erfragt. Am Ende (nach im Mittel sechs Jahren) wurde der
PUFA-Konsum (> 500 mg/d versus < 500 mg/d) in
Beziehung gesetzt zu ophthalmologischen Interventionen wegen DR, wie Laser-Fotokoagulation,
intravitreale Injektionen von antivaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren
oder Glaskörper/Retina-Chirurgie. Insgesamt wurden bei 69 Patienten
ophthalmologische Interventionen durchgeführt, die bei jedem durch Sichtung der
Krankenakten bestätigt wurden. Nach multifaktorieller Adjustierung ergab sich,
dass PUFA-Konsum von > 500 mg/d mit einer um ca. 50% reduzierten
Inzidenz von Eingriffen wegen DR assoziiert war (HR: 0,52; 95%-Konfidenzintervall:
0,28-0,82; p = 0,007).
Die Autoren stellen fest, dass die Zufuhr einer empfohlenen
Menge PUFA, die leicht mit zwei Fischmahlzeiten pro Woche zu erreichen sei,
signifikant mit einer verminderten Zahl notwendiger ophthalmologischer
Interventionen wegen DR assoziiert sei. Erstaunlich ist allerdings, dass in der
Interventionsgruppe mit zusätzlichem Konsum von Olivenöl das Risiko für
ophthalmologische Interventionen vom PUFA-Konsum fast unabhängig war. Der
günstige Effekt von PUFA auf die Entwicklung einer DR bei gut kontrollierten
Diabetikern war zuvor schon in einer prospektiven Studie gezeigt worden,
während der Konsum von viel gesättigten Fettsäuren den gegenteiligen Effekt
hatte (6).
Fazit: Die große spanische Langzeitstudie PREDIMED an älteren
Personen mit erhöhten kardiovaskulären Risiken, die sich fischreich und
mediterran ernährten, zeigte, dass ein erhöhter Konsum von langkettigen,
mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (PUFA; aus Seefisch;
> 500 mg/d) mit einer deutlich geringeren kardiovaskulären Letalität
assoziiert war. Zudem scheint reichlicher Konsum von PUFA vor diabetischer
Retinopathie zu schützen. Wurden vermehrt Nahrungsmittel mit hohem Gehalt an
Alpha-Linolensäure (Olivenöl und Nüsse) zusätzlich zur mediterranen Diät verzehrt,
war dies mit einer niedrigeren Gesamtletalität, nicht aber mit einer
niedrigeren kardiovaskulären Letalität assoziiert.
Literatur
- Sala-Vila, A., et al.(PREDIMED = PREvención con DIeta MEDiterránea): J. Am.Heart Assoc. 2016, 5,e002543.
- McEwen, B., et al.: Diabetes Educ.2010, 36, 565.

- Vedtofte, M.S., et al.: Am. J. Clin.Nutr. 2011, 94, 1097.

- Farvid, M.S., et al.:Circulation 2014, 130, 1568.

- Sala-Vila, A., et al.(PREDIMED = PREvención con DIeta MEDiterránea): JAMAOphthalmol. 2016, 134, 1142.

- Sasaki, M., et al.:Invest. Ophthalmol. Vis. Sci. 2015, 56, 7473.

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