Frage
von Dr. C.P. aus D.: >> Im August des Jahres veröffentlichte
DER ARZNEIMITTELBRIEF (AMB) einen Artikel (1) zu geographischen
Unterschieden bei multizentrischen Studien und führte als
Beispiel die PLATO-Studie (2, 3) an. In dieser hatte das
untersuchte Medikament Ticagrelor, getestet gegenüber
Clopidogrel, bei Patienten mit einem Akuten Koronarsyndrom in einigen
osteuropäischen Ländern einen guten Effekt, die Ergebnisse
in den Vereinigten Staaten waren jedoch hochsignifikant zuungunsten
von Ticagrelor. Im AMB wird die Erklärung der Autoren der
PLATO-Studie übernommen: Dieser Effekt sei mit großer
Wahrscheinlichkeit auf die unterschiedlichen ASS-Dosierungen in
Europa und den USA zurückzuführen (3). Die US-amerikanische
Food and Drug Administration (FDA) hat zu diesem besonderen Phänomen
zwei Reviews (4) veröffentlicht und die nachträgliche
Erklärung der PLATO-Autoren nicht unterstützt. Welche
Wertigkeit geben Sie den Aussagen der FDA? <<
Antwort:
>> Tatsächlich hält die FDA nach ausführlichen
Analysen die Auswirkung regional unterschiedlicher ASS-Dosierungen
auf die PLATO-Resultate für weniger wahrscheinlich als die
PLATO-Autoren selbst und schreibt abschließend: "Der
Sponsor (Anm.: der pharmazeutische Unternehmer AstraZeneca) führt
die regional unterschiedlichen Ergebnisse – sofern sie keine
Zufallsergebnisse sind – auf die Begleitmedikation mit ASS
zurück. Auch wenn ASS der wichtigste von über 30 Faktoren
sein dürfte, die vom Reviewer und vom Sponsor untersucht wurden,
scheint das von ihnen benutzte Erklärungsmodell allerdings nicht
robust zu sein, da sehr wenige Patienten außerhalb der USA hohe
Dosen von ASS einnahmen. Ob die Ergebnisse so interpretierbar sind,
dass die ASS-Dosis die regionalen Unterschiede erklären kann,
bleibt daher sehr unsicher“.
Wir haben in unserem
Artikel die PLATO-Studie als eines von mehreren Beispielen erwähnt,
dass solchen geographisch heterogenen Studienergebnissen
unterschiedliche Ursachen zu Grunde liegen können. Wir danken
für den Hinweis auf die zusätzlichen Analysen der FDA und
halten es auch für weniger wahrscheinlich, dass die
geographische Heterogenität der PLATO-Ergebnisse durch regionale
Unterschiede in der ASS-Dosierung bedingt ist. Unser Fazit sehen wir
allerdings bestätigt, dass es auch trotz intensiver Nachanalysen
oft schwierig ist, Störfaktoren eindeutig zu identifizieren, und
es manchmal unmöglich ist, sie von Artefakten und
Zufallseffekten abzugrenzen. <<
Literatur
-
AMB 2017,
51,
61.

-
Wallentin,
L., et al. (PLATO = PLATelet
inhibition and patient Outcomes):
N. Engl. J. Med. 2009, 361,
1045.
-
Mahaffey,
K.W., et al. (PLATO = PLATelet
inhibition and patient Outcomes):
Circulation
2011,
124,
544.
- http://www.accessdata.fda.gov/...

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