Atenolol ist einer der am häufigsten bei
Hypertonikern angewandten Betablocker. In der vor zwei Jahren publizierten
LIFE-Studie, in der Losartan mit Atenolol bei Hypertonikern mit
Linksherzhypertrophie verglichen wurde, schnitt Atenolol bei annähernd gleicher
Blutdrucksenkung hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse, Gesamt-Letalität und
Schlaganfall signifikant schlechter ab als Losartan (1). Auch verminderte Atenolol
die Linksherzhypertrophie signifikant weniger als Losartan (2). Bei
proteinurischen Hypertonikern reduzierte Losartan auch deutlicher die
Albuminausscheidung als Atenolol. In dieser Studie erwies sich eine Proteinurie
als kardiovaskulärer Risikofaktor (3).
Um nun zu sehen, ob die Ergebnisse der LIFE-Studie
durch einen besonders guten Effekt des Angiotensin-II-Rezeptor-Blockers
Losartan oder durch ein protektives Defizit von Atenolol zu erklären sind,
führten B. Carlberg et al. (4) eine Metaanalyse aller methodisch brauchbaren
Studien durch, die Atenolol mit Plazebo oder keiner Behandlung bzw. Atenolol
mit anderen Antihypertensiva bei Hypertonikern verglichen haben.
In den vier Studien Atenolol versus Plazebo oder
keine Behandlung (insgesamt 6825 Patienten; im Mittel 4,6 Jahre beobachtet)
senkte Atenolol zwar den Blutdruck um 4-18 mm Hg systolisch und um 3-11 mm Hg
diastolisch. Trotzdem reduzierte Atenolol nicht die Gesamtletalität und die
kardiovaskuläre Letalität (RR: 1,01 bzw. 0,99), die Häufigkeit von Herzinfarkten
(RR: 0,99), wohl aber grenzwertig signifikant die Zahl der Schlaganfälle (RR:
0,85; CI: 0,72-1,01).
In den fünf Studien, in denen Atenolol als
Hauptmedikament mit anderen Antihypertensiva (Hydrochlorothiazid, Captopril,
Losartan, Lacidipin) verglichen wurde, war die Blutdrucksenkung in den
Vergleichsgruppen fast identisch. Bei den 17671 für im Mittel 4,6 Jahre lang beobachteten
Patienten war unter Atenolol-Therapie die Gesamtletalität signifikant höher als
bei Verwendung anderer Medikamente (RR: 1,13; CI: 1,02-1,25). Auch die
kardiovaskuläre Letalität war höher und Schlaganfälle häufiger unter Atenolol als
unter der Vergleichstherapie. Die Patientenzahl der mitausgewerteten
LIFE-Studie war sehr groß, aber tendenziell fanden sich in anderen, weniger
umfangreichen Studien gleich gerichtete Ergebnisse.
Die Autoren fragen sich, ob es sich hier um einen
negativen Klasseneffekt der Betablocker handelt, zitieren jedoch eine
Metaanalyse, die zeigte, daß Metoprolol, Timolol und Propranolol die Langzeit-Letalität
nach Herzinfarkt senken, während dies bei Atenolol-Therapie nicht der Fall war
(5). Atenolol sei relativ hydrophil und dringe kaum ins Gehirn ein. Außerdem
reduziere Atenolol, wie auch andere Betablocker, trotz guter Blutdrucksenkung
die Linksherzhypertrophie relativ wenig und habe offenbar keinen protektiven
Effekt an Gefäßendothelien.
Fazit:
Diese Metaanalyse und die eingeschlossene umfangreiche LIFE-Studie (Vergleich
von Atenolol mit Losartan bei Hypertonikern) zeigen, daß Atenolol trotz
effektiver Blutdrucksenkung kardiovaskuläre Ereignisse und Letalität nicht
günstig beeinflußt. Anderen Antihypertensiva (z.B. Diuretika) bzw. anderen
Betablockern sollte in der Therapie der Hypertonie der Vorzug gegeben werden.
Literatur
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Dahlöf, B., et al. (LIFE
= Losartan Intervention For Endpoints reduction in
hypertension): Lancet 2002, 359, 995; s.a. AMB 2001, 35, 73 und
2003, 37, 51.
-
Devereux, R.B., et al. (LIFE = Losartan Intervention
For Endpoints reduction in hypertension): Circulation 2004, 110, 1456.
-
Ibsen, H., et al. (LIFE
substudy): J. Hypertens. 2004, 22, 1805.
-
Carlberg, B., et al.:
Lancet 2004, 364, 1684.
-
Freemantle, N., et al.:
Brit. Med. J. 1999, 318, 1730.
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