Häufigkeit und Intensität von Kniebeschwerden infolge
Gonarthrose nehmen mit dem Alter zu. Bei leichtem Schmerz und geringer bis
fehlender Entzündung kann Paracetamol verordnet werden. Die meisten Patienten
nehmen jedoch über Jahre hinweg, oft auch ohne Pausen, nichtsteroidale
Antiphlogistika (NSAID; im Deutschen auch NSAR abgekürzt) ein. Über die
unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) einer solchen Dauertherapie haben wir
mehrfach berichtet. Im Brit. Med. J. veröffentlichten kürzlich Autoren aus
Norwegen (1) einen systematischen Review mit Metaanalyse methodisch zufrieden
stellender, plazebokontrollierter, randomisierter Studien, in denen die
Schmerzreduktion durch NSAID in angemessener Dosierung über 2 bis 13 Wochen
evaluiert wurde. Dieser Zeitraum wurde als „short term” bezeichnet. Nur eine Studie
versuchte, den Effekt nach einem bzw. vier Jahren Therapie zu ermitteln. Die
Beschwerdeintensität musste entweder mit der kanadischen „WOMAC”-Skala oder mit
einer 100 mm langen visuellen Analog-Skala ermittelt worden sein. Von 268 ins
Auge gefassten Studien erfüllten 23 die Qualitätskriterien der Untersucher. Die
meisten dieser Studien waren durch Pharma-Firmen gesponsert worden. Bei einigen
wurden Patienten, die früher nicht auf NSAID angesprochen hatten, von der Teilnahme
ausgeschlossen. Neuere Coxibe waren in den Studien häufiger vertreten als
ältere NSAID. Die Ergebnisse der Schmerzbeurteilung werden als „Effect-size” angegeben
und dargestellt. Eine Effect-size von 0,4 entspricht einer Schmerz-Reduktion um
17-22%.
In 15 der 23 Studien war die Effect-size (mit
Konfidenz-Intervallen = CI) signifikant zugunsten der NSAID verglichen mit
Plazebo. Die mittlere Effect-size aller Studien war aber nur 0,32 (CI:
0,24-0,39; p < 0,001), was signifikant, aber klinisch nicht eindrucksvoll
ist, da die Schmerzen nur um 15-20% vermindert wurden. In zehn Studien, in
denen frühere „Non-responder” auf NSAID nicht ausgeschlossen worden waren, war
die Effect-size noch geringer (0,23; CI: 0,15-0,31). Die einzige Langzeitstudie
ergab keine erkennbare Schmerzreduktion. Für die klinische Bedeutsamkeit einer
langfristigen Schmerzreduktion müssen Schmerzen um mindestens 30% abnehmen.
Fazit: Nichtsteroidale
Antiphlogistika vermindern kurzfristig arthrotische Knieschmerzen etwas besser
als Plazebo. Die referierte Meta-Analyse spricht gegen eine Langzeitmedikation
bei dieser Indikation. Da NSAID zu schweren UAW führen können, kann nur eine
limitierte zeitliche Gabe empfohlen werden. Leider wurden die verschiedenen
Substanzen nicht miteinander verglichen, denn Wirkungsunterschiede darzustellen
wäre angesichts der deutlichen Preisunterschiede (Coxibe!) wichtig. Die Befunde
von Bjordal et al. erinnern an die von uns kürzlich referierte Studie über die
zeitlich limitierte Wirkung topisch applizierter NSAID (2).
Literatur
-
Bjordal, J.M., et al.: Brit.
Med. J. 2004, 329, 1317.
-
Lin, J., et al.: Brit.
Med. J. 2004, 329, 324; s.a. AMB 2004, 38, 77.
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