Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben
wissenschaftlich fundierte Hinweise ergeben, dass pharmazeutische Unternehmen
auf die von ihnen finanzierten Untersuchungen Einfluss nehmen, um ihre
Arzneimittel besonders wirksam und sicher scheinen zu lassen (1, 2). Dies ergab
auch eine systematische Literaturübersicht, die die Arzneimittelkommission der
deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) im Auftrag der Bundesärztekammer durchgeführt hat
und die jetzt in zwei Teilen im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde (3). Ausgewertet
wurden 57 Studien aus den Jahren 2002 bis 2009. Die Untersuchung zeigt, dass
sich die Finanzierung einer Arzneimittelstudie durch ein pharmazeutisches
Unternehmen von der Planung über die Durchführung bis zur Auswertung und
Publikation auf verschiedene Bereiche im Ablauf einer Studie auswirken kann und
häufig zu einem für den pharmazeutischen Sponsor positiven Ergebnis führt. Negative
und statistisch nicht-signifikante Ergebnisse werden ebenso wie Kenntnisse über
unerwünschte Arzneimittelwirkungen von pharmazeutischen Unternehmen
zurückgehalten. Als Autoren von Publikationen der Studienergebnisse werden
anerkannte Meinungsbildner eingeladen, welche die Seriosität der dargestellten
Ergebnisse unterstreichen sollen.
Dies führt dazu, dass sich Ärztinnen und Ärzte nicht
mehr auf die publizierte Fachliteratur verlassen können. Wichtige Grundlagen
der evidenzbasierten Medizin, wie systematische Übersichtsarbeiten und
Metaanalysen, aber auch Leitlinien, die auf der Basis dieser publizierten Daten
erarbeitet werden und die Therapie von vielen Patienten beeinflussen, können
fehlerhaft sein. Darüber hinaus können Patientinnen und Patienten nicht
angemessen über Nutzen und Risiken von Arzneimitteltherapien informiert werden.
Arzneimittel(des)information war das Thema des
Symposions aus Anlass des 40. Jahrgangs unseres Informationsblattes am 2.
September 2006 (4). Die Resonanz war sehr positiv, aber nicht überwältigend
stark. Wir freuen uns, dass unser Thema nun endlich auch in den Gremien der
Standespolitik (5), aber auch in der Laienpresse (6) angekommen ist und die
gebührende öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Wie die Autoren des Artikels im
Deutschen Ärzteblatt fordern auch wir, dass der Zugang der Öffentlichkeit zu
Studienprotokollen und Ergebnissen von Arzneimittelstudien sicher gestellt
werden muss. Dies würde unabhängigen Institutionen wie der AkdÄ und dem
ARZNEIMITTELBRIEF ermöglichen, Arzneimittel adäquat zu bewerten. Nur so können
größere Transparenz und unabhängige Therapieentscheidungen durchgesetzt werden.
Langfristiges Ziel muss die unabhängige Durchführung von Arzneimittelstudien sein.
Dafür müssen deutlich mehr öffentliche Gelder bereit gestellt werden. Verdeckte
Werbung in medizinischer Information und Fortbildung muss bekämpft werden! Hoffentlich
folgen bald die notwendigen Konsequenzen.
Literatur
-
Bekelman, J.E., et al.:
JAMA 2003, 289, 454.

-
Lexchin, J., et al.: BMJ
2003, 326, 1167.

-
Schott, G., et al.: Dtsch.
Arztebl. 2010, 107, 279
und 295.
-
AMB 2006, 40,
71b.

-
Presseerklärung der Ärztekammer
Berlin:
-
Bartens, W.: http://www.sueddeutsche.de/wissen/945/509082/text/print.html

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