Die Standardtherapie der chronischen
Infektion mit Hepatitis-C-Viren (HCV) besteht in der Kombination aus
pegyliertem Interferon alfa (PEG-IFN alfa) plus Ribavirin (RBV). Sie führt
zu dauerhaften virologischen Ansprechraten (SVR = Sustained Virological Response)
von ca. 50% beim HCV Genotyp 1 und 80% beim Genotyp 2 und 3. In den aktuellen
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten wird eine Individualisierung der Therapie empfohlen,
die von der Viruslast vor Therapiebeginn und vom Therapieansprechen innerhalb
der ersten 4-12 Wochen abhängt (1). Die Therapie kann z.B. bei Patienten mit
einer Genotyp-1-Infektion auf 24 Wochen verkürzt werden, wenn vor Therapie eine
Viruslast < 600-800 Tsd. IU/ml besteht und wenn bereits nach
vierwöchiger Therapie kein Virus mehr nachweisbar ist. Andererseits kann die
Therapie bei Patienten, bei denen die Viruslast nach 12 Wochen nicht um > zwei
Zehnerpotenzen abgefallen ist bzw. die noch eine Viruslast von
> 30 Tsd. IU/ml haben, wegen mangelnder Erfolgsaussicht abgebrochen
werden. Im Rahmen dieser Individualisierung der HCV-Therapie gewinnen neben dem
Genotyp und der Höhe der Viruslast zusätzliche Kriterien an Bedeutung, wenn sie
zusätzlich die Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens auf die antivirale Therapie
vorhersagen können. Kürzlich konnten in großen, unabhängigen Studien genetische
Polymorphismen in der Nähe des IL28B-Gens, das für Interferon lambda (IFN
lambda) kodiert, als wichtige und prädiktive Faktoren identifiziert werden. Z.B.
fand sich bei Patienten mit chronischer Hepatitis C (Genotyp 1), die im Rahmen
der IDEAL-Studie mindestens 12 Wochen lang mit der Kombination PEG-IFN plus
Ribavirin behandelt wurden, dass die SVR mit einem bestimmten Polymorphismus
assoziiert war (2). Eine SVR wurde etwa doppelt so häufig beobachtet (ca. 80%),
wenn an einer bestimmten Region des IL28B-Gens Thymidin (T) durch Cytosin
ersetzt war (C/C-Allel; s. Abb. 1). T/T- und T/C-Allelträger hatten hingegen nur
SVR-Raten von ca. 40-50%. Der günstige C/C-Genotyp wird bei der weißen Bevölkerung
deutlich häufiger als z.B. bei Afroamerikanern gefunden. Dieser Unterschied
kann u.a. die deutlich schlechtere SVR bei Afroamerikanern erklären.
Die starke Assoziation zwischen Polymorphismen im Bereich
des IL28B-Gens und hoher SVR konnte kürzlich in weiteren Studien bestätigt
werden (2-5), u.a. auch bei Patienten mit einer Genotyp-2/3-Infektion (6). Hier
war der IL28B-Polymorphismus vor allem bei den Patienten mit einer SVR
assoziiert, die virologisch nicht rasch ansprachen (HCV-RNA < 50
IU/ml in der vierten Woche der Therapie). Die entsprechenden SVR lagen dann bei
87% (Genotyp C/C), 67% (T/C) und 29% (T/T) (6).
Zusätzlich konnte auch eine Assoziation mit einer
Spontanheilung der Hepatitis C gezeigt werden, die beim günstigen C/C-Genotyp
fast doppelt so häufig beobachtet wurde wie bei Patienten mit Genotyp T/T oder
T/C (7). Eine noch stärkere Assoziation zeigte sich bei den Frauen der Anti-D-Kohorte
aus der DDR (Infektion mit HCV Genotyp 1 im Rahmen einer kontaminierten
Rhesusprophylaxe). Hier lag die Spontanheilung abhängig vom Genotyp bei 64%
(C/C), 24% (T/C) oder nur bei 6% (T/T; 8).
Insgesamt deuten diese Ergebnisse auf eine
wesentliche Bedeutung der Polymorphismen im Bereich des IL28B-Gens hin, sowohl
im Ansprechen auf eine antivirale Therapie bei chronischer HCV-Infektion als
auch im Spontanverlauf der akuten HCV-Infektion. Die zugrunde liegenden
Mechanismen sind noch nicht bekannt. Es liegt aber nahe, dass eine Modulation
der natürlichen Immunantwort gegen HCV beteiligt ist. So wurde z.B. eine
antivirale Wirkung von IFN lambda in Zellkultur-Modellen gezeigt und in
Phase-I-Studien bestätigt. Auch wenn der genaue Wirkmechanismus noch nicht
geklärt ist, so steht doch mit der Bestimmung von Polymorphismen im Bereich des
IL28B-Gens, die bereits von zahlreichen diagnostischen Laboren angeboten wird,
ein wichtiger Prognosefaktor für das Ansprechen auf die Therapie bei
chronischer HCV-Infektion zur Verfügung. In die aktuellen Leitlinien hat diese
Untersuchung wegen der Aktualität noch keinen Eingang gefunden (1). Dennoch
kann die Bestimmung eines IL28B-Polymorphismus bei Patienten mit chronischer
HCV-Infektion, insbesondere bei HCV Genotyp 1, vor Beginn der Therapie erwogen
werden. Denn einerseits ist der IL28B-Polymorphismus der stärkste
Vor-Therapie-Prädiktor einer SVR bei Patienten mit einer Genotyp-1-Infektion
(9). Andererseits stehen mit Telaprevir oder Boceprevir neue antivirale Substanzen
für die Therapie der HCV-Infektion vor der Zulassung (2011/2012), die die
Wahrscheinlichkeit einer SVR möglicherweise erhöhen (vgl. 10). Bei Patienten
mit ungünstigem IL28B-Genotyp sollte daher die Indikation zur Therapie mit
PEG-IFN alfa plus Ribavirin sehr sorgfältig überlegt werden und eventuell die
Zulassung der neuen Substanzen abgewartet werden. Ob der IL28B-Polymorphismus
auch zur Vorhersage des Ansprechens auf eine Tripeltherapie mit PEG-IFN alfa,
RBV plus Telaprevir oder Boceprevir geeignet ist, muss in weiteren Studien
geklärt werden. Eine erste kleine Studie aus Japan deutet aber auch hier auf
eine wichtige prognostische Bedeutung des IL28B-Polymorphismus hin (11).
Fazit: Die
Bestimmung des IL28B-Polymorphismus erlaubt eine bessere Vorhersage des spontanen
Verlaufs und des Ansprechens auf eine antivirale Therapie mit pegyliertem
Interferon alfa plus Ribavirin bei Hepatitis C. Ein dauerhaftes virologisches
Ansprechen wird beim C/C-Genotyp etwa doppelt so häufig beobachtet (ca. 80%)
wie beim Genotyp T/C oder T/T. Daher kann der IL28B-Polymorphismus neben
Genotyp und Viruslast zur Abschätzung des Therapieerfolgs bei chronischer HCV-Infektion
und damit zur genaueren des Patienten herangezogen werden.
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