Paracetamol wird in Leitlinien zur symptomatischen Therapie
von Rückenschmerzen und Schmerzen bei aktivierter Osteoarthrose empfohlen
(1, 2). In einer Metaanalyse wurde nun die Wirksamkeit und Sicherheit von
Paracetamol in diesen Indikationen überprüft (3).
Eingeschlossen wurden 13 randomisierte, plazebokontrollierte
Studien: 10 Studien mit insgesamt 3.541 Patienten zu Paracetamol bei
Gon- oder Coxarthritis sowie 3 Studien mit insgesamt 1.825 Patienten
zu Paracetamol bei Rückenschmerzen, wobei verschiedene Schmerz-Scores verwendet
wurden. Daten zur Rheumatoiden Arthritis wurden nicht berücksichtigt. Die
Qualität der Evidenz wurde als „hoch“ bewertet. In 10 Studien wurde
Paracetamol in einer Dosierung von 3.900-4.000 mg/d verwendet, in 3 Studien
in einer Dosierung von 3.000 mg/d. 6 Studien schlossen Patienten mit chronischen
Schmerzen ein und 2 Studien Patienten mit akuten Schmerzen. In den anderen
Studien wurde dazu keine Angabe gemacht. 8 Studien waren von
Herstellerfirmen von Paracetamol finanziert. Die primären Endpunkte der Analyse
waren Schmerzintensität, körperliche Einschränkungen und Lebensqualität. Die
Sicherheit von Paracetamol (Nebenwirkungen) gehörte zu den sekundären
Endpunkten.
Bei Behandlung von Rückenschmerzen zeigte Paracetamol im
Vergleich zu Plazebo keine Wirkung auf die Schmerzintensität (mittlere
Differenz -0,5; 95%-Konfidenzintervall = CI: -2,9 bis 1,9), körperliche Einschränkungen
(0,4; CI: -1,7 bis 2,5) und die Lebensqualität (0,4; CI: -0,9 bis 1,7). Bei
Gon- oder Coxarthritis zeigte sich eine statistisch signifikante, jedoch
klinisch nicht relevante Besserung des Schmerzes (-3,7; CI: -5,5 bis -1,9) und auf
körperliche Einschränkungen (-2,9: CI: -4,9 bis -0,9).
Die Zahl der Patienten, die Nebenwirkungen berichteten oder
die Therapie deswegen abbrachen, war in der Paracetamol- und Plazebo-Gruppe
ähnlich. Allerdings stiegen bei Patienten unter Paracetamol fast viermal häufiger
die Leberenzyme an als unter Plazebo (Risk Ratio: 3,8; CI: 1,9 bis 7,4). Die
klinische Bedeutung dieser Nebenwirkung ist nicht klar.
Eine post-hoc durchgeführte Analyse ergab, dass die
Ergebnisse einer weiteren Studie die Schlussfolgerung der Metaanalyse – nämlich
keine klinisch relevante Wirkung von Paracetamol bei Rückenschmerz oder
Osteoarthritis – nicht verändern würde.
In einem begleitenden Editorial werden andere therapeutische
Optionen für Rückenschmerzen und Osteoarthritis diskutiert (4):
-
Topisch
angewendete nichtsteroidale Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAID) wie
Ibuprofen sind bei Gonarthritis ebenso wirksam wie orale NSAID und haben
weniger Nebenwirkungen.
-
Orale
NSAID sind bei Rückenschmerzen und Osteoarthritis wirksam, sollten aber nur für
kurze Behandlungsphasen bei Patienten ohne Kontraindikationen angewendet
werden. Für viele ältere, multimorbide Patienten sind sie deshalb keine Option.
-
Für
Opioide ist die Evidenz in diesen Indikationen begrenzt. Ihr Einsatz könnte bei
Risikogruppen zu neuen Problemen führen (5).
Fazit: Paracetamol ist in der Behandlung von Rückenschmerzen
sowie Gon- und Coxarthritis klinisch wenig wirksam – das ergibt eine aktuelle
Metaanalyse. Unter Paracetamol bestand außerdem ein nahezu vierfach erhöhtes
Risiko für eine Erhöhung von Leberenzymen, deren klinische Bedeutung nicht klar
ist. Das unterstreicht die Bedeutung nicht-pharmakologischer Therapieoptionen,
besonders Bewegung.
Literatur
- http://www.leitlinien.de/... kreuzschmerz

- https://www.nice.org.uk/... pharmacological-management

- Machado, G., et al.: BMJ 2015, 350,h1225:
- Mallen, C., und Hay, E.: BMJ 2015, 350,h1352.
- AMB 2014, 48, 85.

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