C. Crump et al. aus Malmö/Schweden und von der
Stanford-Universität/Kalifornien berichten in JAMA über die Beziehung zwischen
Standard-Untersuchungsbefunden bei ca. 1,5 Millionen schwedischen
Wehrpflichtigen aus den Jahren 1969 bis 1994 im Alter von 18 Jahren und der
Inzidenz von arterieller Hypertonie im Erwachsenenalter (1). Die Informationen
über Hypertonie (erfasst bis Ende 2012) wurden dem schwedischen Krankenhaus-Register
und dem nationalen Outpatient-Register entnommen (ICD-Diagnose „essentielle
Hypertonie“). Jugendliche, die bereits in diesem Alter eine diagnostizierte
Hypertonie hatten, sowie solche, die wegen Krankheit nicht wehrpflichtig waren,
wurden nicht untersucht.
Im Median waren die Probanden bei der Recherche hinsichtlich
essentieller Hypertonie 49,8 Jahre, maximal 62 Jahre alt. Bei der
Rekrutenuntersuchung wurde der BMI registriert. Personen, deren BMI über der 85er
Perzentile dieser männlichen Altersgruppe lagen – das war bereits bei einem BMI
von > 25,5 kg/m2 der Fall – wurden als übergewichtig
bzw. adipös eingestuft. Weiterhin wurde die maximale aerobe Leistungskapazität
am Fahrradergometer ermittelt und in drei Tertilen eingeteilt (niedrig:
< 240 Watt; mittel: 240-288 Watt und hoch:
> 288 Watt). Die Muskelkraft wurde dynamometrisch als ein Index
aus Knie-Extension, Unterarmbeugung und Handgriffstärke errechnet. Im Fall
einer späteren Hypertonie wurde möglichst auch die Familienanamnese erfasst.
Alle Variablen wurden unter Berücksichtigung sozioökonomischer Einflussfaktoren
(„confounders“) miteinander in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse: Jugendliche mit Adipositas oder Übergewicht
hatten eine um das 2,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit (Incidence rate ratio = IRR:
2,51) für die spätere Diagnose essentielle Hypertonie im Vergleich mit
Normalgewichtigen (95%-Konfidenzintervall = CI: 2,46-2,55). Solche in der
unteren Leistungstertile am Fahrradergometer hatten ein um 50% höheres
Hypertonierisiko verglichen mit denen der höchsten Leistungstertile (IRR: 1,50;
CI: 1,47-1,54). Die aerobe Kapazität war also invers mit dem Hypertonie-Risiko
assoziiert. Übergewichtige in der niedrigsten Leistungstertile hatten gegenüber
Normalgewichtigen in der höchsten Leistungstertile eine IRR von 3,53; CI:
3,41-3,66. Alle IRR-Werte waren hoch signifikant (p < 0,001). Die
dynamometrisch ermittelte Muskelkraft korrelierte nicht signifikant mit dem Hypertonierisiko.
Eine positive Familienanamnese (Hypertonie bei Verwandten ersten Grades)
erhöhte das Hypertonierisiko ebenfalls (IRR: 1,54; CI: 1,52-1,56).
Die Autoren schließen aus ihren Befunden, dass eine Hypertonie-Prävention
schon früh im Leben beginnen sollte, indem nicht nur Übergewicht/Adipositas
vermieden, sondern auch Bewegung und Sport gefördert werden sollten.
In einem begleitenden Kommentar ergänzen C.J. Lavie et al.
(2) die Befunde der besprochenen Studie mit dem Hinweis, dass überwiegend das
viszerale Fett mit dem Hypertonie- und kardiovaskulären Risiko korreliert (3).
In der Studie von Crump et al. waren zwar Übergewicht und geringere Fitness mit
späterer Hypertonie assoziiert, ein Beweis für eine kausale Beziehung ist aber
damit noch nicht gegeben. D.C. Lee et al. (4) haben jedoch in einer
prospektiven Studie an 3.148 gesunden Erwachsenen gezeigt, dass das Ausmaß von
Gewichtszunahme und die Abnahme körperlicher Aktivität in den folgenden sechs
Jahren signifikant mit der Inzidenz von Hypertonie korrelieren – also im
gleichen Sinne wie die Befunde in der Studie von Crump et al. Zu ähnlichen
Ergebnissen kam eine Studie an fast 14.000 gesunden Erwachsenen mit vierjähriger
Beobachtungszeit von J. Liu et al. (5).
Wir hatten 2011 eine Studie – ebenfalls mit schwedischen
Rekruten – vorgestellt, die zeigte, dass erhöhte diastolische Blutdruckwerte,
stärker als erhöhte systolische Werte, ein signifikanter Prädiktor für
kardiovaskulären Tod in den nächsten 24 Jahren waren (6).
Fazit: Vermeiden von Übergewicht oder Adipositas im
Jugendalter durch ausgeglichene Ernährung sowie viel Bewegung im Alltag und
zusätzliche sportliche Betätigung sind wirksame Maßnahmen zur Prävention von
Hypertonie und auch anderen kardiovaskulären Erkrankungen. Die Studien von Lee
(4) und Liu (5) et al. zeigen, dass die gleichen Bemühungen auch im
Erwachsenenalter noch zur Hypertonie-Prävention geeignet sind.
Literatur
- Crump, C., et al.: JAMAIntern. Med. 2016, 176, 210.

- Lavie, C.J., et al.: JAMA Intern. Med. 2016, 176,217.

- Chandra, A., et al.: J. Am. Coll. Cardiol. 2014, 64,997.

- Lee, D.C., et al.: J. Am. Coll. Cardiol.2012, 59, 665.

- Liu, J., et al., J. Am. Coll.Cardiol. 2014, 64, 1245.

- Sundström, J., et al.:BMJ 2011, 342, d643.
. AMB 2011, 45, 28. 
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