Die
Cochrane Collaboration – Ein sinkendes Schiff?
Professor
Peter Gøtzsche ist der Leiter des nordischen Cochrane Centers
in Kopenhagen und ein bekannter Publizist (z. B. „Deadly
Medicines and Organised Crime: How Big Pharma has Corrupted
Healthcare”).
Seine Meinungen sind mitunter polarisierend, oft sehr radikal –
ebenso wie auch sein Diskussionsstil. Aber der wissenschaftliche und
politische Diskurs lebt ja auch von extremen Positionen, wenn sie gut
begründet sind.
weiterlesen
Arterielle Hypertonie: niedrigere Grenzwerte und
Bedeutung der nicht medikamentösen Therapie
Die neue US-amerikanische Leitlinie zur arteriellen
Hypertonie setzt neue Grenzwerte. Bereits bei einem systolischen
Blutdruck über 120 mm Hg gilt der Blutdruck jenseits des
Atlantiks nun als „erhöht“, und bei über 130 mm
Hg (bzw. über 80 mm Hg diastolisch) besteht eine Hypertonie Grad
1.
Diese neuen Definitionen sind wissenschaftlich gut
begründet. Nach neueren Studien steigt ab einem systolischen
Blutdruck von 120 mm Hg das kardiovaskuläre Risiko linear an.
Durch diese neuen Definitionen nimmt die Prävalenz der
Hypertonie in den USA formal zwar deutlich zu, da für Patienten
mit Hypertonie Grad 1 und geringen kardiovaskulären
Zusatzrisiken jedoch zunächst nur nicht medikamentöse
Interventionen empfohlen werden, steigt die Zahl der Patienten, die
zusätzlich mit Arzneimitteln zu behandeln sind, aber nur gering
an.
Die 5
wichtigsten nicht-medikamentösen Maßnahmen zur
Blutdrucksenkung sind: Gewichtsreduktion bei übergewichtigen
Hypertonikern (Faustregel: pro 1 kg Gewichtsabnahme Senkung des
Blutdruckes um 1 mm Hg); eine „herzgesunde“, mediterrane
Ernährung; die Einschränkung des
Kochsalzkonsums; regelmäßige körperliche Bewegung;
und die Einschränkung des Alkoholkonsums.
Die neue Leitlinie wurde von einer gemeinsamen
Arbeitsgruppe des „American College of Cardiology“ (ACC)
und der „American Heart Association“ (AHA) zusammen mit
Vertretern von neun weiteren Fachgesellschaften erstellt. Sie ist
handwerklich sehr gut gemacht und es waren an der Erstellung auch
Pflegende, Arztassistenten, Patienten- und Laien-Repräsentanten
beteiligt. Bemerkenswert ist auch, dass keiner der Autoren/Autorinnen
und nur eine Minderheit der 51 Gutachter einen Interessenkonflikt mit
der Industrie angegeben haben.
Schmerztherapie:
Das Absetzen von Opiaten in der Langzeittherapie ist möglich und
kann sogar die Lebensqualität verbessern
Für
die Langzeittherapie (Definition: länger als 3 Monate) von
chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen werden häufig
opiathaltige Schmerzmittel eingesetzt. Die längerfristige
Wirksamkeit und Sicherheit dieser Arzneimittel ist jedoch kritisch zu
sehen.
In den
USA werden Opiate wesentlich häufiger als hierzulande
eingesetzt. Man spricht dort mittlerweile von einer „Opiat-Epidemie“
und angeblich sterben jedes Jahr 60.000 US-Amerikanern an den Folgen
der therapeutischen Opiatbehandlung.
In den
deutschen Behandlungsleitlinien zur Schmerztherapie wird empfohlen,
regelmäßig mit den Patienten die Möglichkeit einer
Dosisreduktion und/oder eines Auslassversuchs zu besprechen.
Außerdem soll überprüft werden, ob die Therapieziele
noch erreicht werden und ob es Hinweise für Nebenwirkungen gibt.
Hierzu zählen: Verstopfung, Müdigkeit, Schlafstörungen,
Depression, sexuelle Störungen und missbräuchliche
Verwendung.
An Hand
einer systematischen Literaturübersicht konnte nun gezeigt
werden, dass das Ausschleichen von opiathaltigen Schmerzmitteln
sowohl die Schmerzen, als auch die schmerzbezogenen
Funktionsstörungen und auch die Lebensqualität der
Patienten verbessert kann. Mit der Einwilligung der Patienten wird
hierzu die Opiat-Dosis über viele Wochen in kleinen Schritten
reduziert. Zur Kontrolle sollten die Patienten engmaschig einbestellt
werden, in manchen Studien geschah dies mindestens einmal
wöchentlich. Außerdem wurden auch vermehrt nicht
medikamentöse Therapiemaßnahmen wie Selbsthilfeangebote,
physikalische und/oder psychotherapeutische Verfahren und
Lebensstilinterventionen.
Opiatbehandlungen
bei chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen sind zweifelsohne
wichtig und effektiv, ihre Anwendung bedarf allerdings einer
ständigen kritischen Neubewertung.
Anmerkung: Der
ARZNEIMITTELBRIEF ist eine unabhängige, werbefreie
medizinische Fachzeitschrift, die sich kritisch mit der aktuellen
Themen in der Medizin beschäftigt. Die Zeitung wird seit über
50 Jahren von klinisch tätigen Ärzten für Ärzte
und Apotheker in der Praxis gemacht. Der ARZNEIMITTELBRIEF erscheint
monatlich in Deutschland und Österreich. Medizinjournalisten und
Interessierte Medienvertreter können mit Tätigkeitsnachweis
einen kostenfreien Online-Zugang beantragen: Bitte wenden Sie sich an
j.schuler@me.com.
Der Anfang vom Ende der chronischen Hepatitis C?
Weltweit sind ca. 170-200 Mio. Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) chronisch infiziert, von denen jährlich mehr als 350.000 an den Folgen dieser Infektion versterben. In Deutschland ist die Hepatitis C mit ca. 500.000 chronisch Erkrankten die häufigste, klinisch bedeutsame chronische Virusinfektion. Sie kann Leberzirrhose und Leberkrebs verursachen, und ist hierzulande der häufigste Grund für Lebertransplantationen.
weiterlesen
Arzneimitteltherapie – Nutzen und Risiken
Wir brauchen mehr Transparenz bei Studiendaten und unabhängige Informationen
DER ARZNEIMITTELBRIEF informiert seit Jahren Ärztinnen und Ärzte sowie
Apothekerinnen und Apotheker unabhängig von den Interessen pharmazeutischer
Unternehmer über Arzneimittel und Medizinprodukte. Zum Zeitpunkt der Zulassung
eines neuen Arzneimittels ist aus den Zulassungsstudien zu wenig über Nutzen und
Risiken bekannt. Eine frühe Nutzenbewertung ist durch das
Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) durch den Gemeinsamen Bundesausschuss
zwar möglich.
weiterlesen
Medizinische Leitlinien an der Leine der Pharmaindustrie
Wenn ein neues Medikament auf den Markt kommt, dann bemühen sich die pharmazeutischen Unternehmen (pU), dass es möglichst rasch in die Behandlungs-Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften aufgenommen wird. Gelingt das, sind hohe Umsätze garantiert. In letzter Zeit ist zu beobachten, dass neue Medikamente schon kurze Zeit nach ihrer Zulassung in den Leitlinien auftauchen. Das widerspricht jeglicher klinischen Erfahrung, denn die Risiken und Schäden neuer Arzneimittel bei der Verordnung in der alltäglichen Praxis werden oft erst 2-3 Jahre nach ihrer Zulassung bekannt.
weiterlesen
Neues web-basiertes Portal für Arzneimittel-Nebenwirkungen – werden Arzneimittelrisiken in Europa endlich transparent?
Seit wenigen Wochen sind statistische Auswertungen von Nebenwirkungsmeldungen von Arzneimitteln erstmalig öffentlich zugänglich. Die Berichte sind auf der Website der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für alle Bürger abrufbar
(www.adrreports.eu).
weiterlesen
Oktober 2012: Marktrücknahme des Krebsmittels Alemtuzumab (MabCampath®) aus kommerziellen Gründen – ein Präzedenzfall"
Alemtuzumab (MabCampath®), ein biotechnologisch hergestellter monoklonaler Antikörper, wird seit Jahren erfolgreich zur Behandlung von Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie eingesetzt.
weiterlesen